Der Fall Moriarty
Nach Holmes und Moriartys Sturz in die Reichenbachfälle scheint die Leiche von Professor Moriarty gefunden zu sein. Zwei Männer eilen in die Schweiz, um den Leichnam zu begutachten. Zum einen Inspektor Athelney Jones von Scotland Yard, der zweite stellt sich als Mr. Chase von der Detektei Pinkerton in New York vor. Bei der Untersuchung der Leiche finden die beiden eine Botschaft von Clarence Devereux an Moriarty, in der ein Treffen vorgeschlagen wird. Hinter Devereux, einem skrupellosen amerikanischen Verbrecher, ist Chase schon lange her und da die Machtverhältnisse in Londons Unterwelt nunmehr sehr unsicher sind, streckt Devereux seine Hände auch nach England aus. Chase und Jones beschließen gemeinsam zu arbeiten und nach London zu reisen, um Devereux das Handwerk zu legen
Anthony Horowitz nimmt uns mit nach London und schafft mit Chase und Jones ein ungleiches Ermittlerduo, welches dem mysteriösen Devereux langsam immer näher kommt. Spannung kommt immer wieder auf, leider gibt es auch einige Längen und das Vorrankommen war für mich teils eher zäh. Dennoch war die Geschichte an sich interessant und Horowitz hatte einige wirklich gute Ideen. Ganz besonders die Wendung zum Schluss hin, gefiel mir sehr und hat dem Buch einen Stern mehr beschert, als ich sonst vergeben hätte. Die Wendung war für mich unvorhersehbar, aber sehr gelungen und vor allem gut durchdacht.
Ebenfalls gelungen sind die Einflechtungen der echten Holmes-Geschichten. Sie sind geschickt in das Geschehen eingebunden und das Ganze wirkt nicht aufgesetzt.
Was ich persönlich sehr schade finde ist, dass Horowitz für mich den Zeitgeist des ausgehenden 19. Jahrhunderts kaum einfangen kann. Die Sprache der handelnden Personen passt oft nicht und abgesehen von Droschken statt Autos oder Ähnlichem lässt auch kaum etwas in der Beschreibung der Schauplätze darauf schließen.
Die Protagonisten konnte ich mir gut vorstellen und Jones mochte ich, allerdings blieb Chase für mich in weiten Teilen recht farblos. Ich denke, sie hätten mich beide mehr überzeugt, hätte ich nicht des Öfteren das Gefühl gehabt, dass der Autor versucht hat Holmes und Watson zu kopieren.
Insgesamt kann ich jedoch sagen, dass ich das Buch zwar gerne gelesen habe, es mich jedoch nicht so richtig fesseln konnte. Ob es wirklich für eingefleischte Sherlock Holmes-Fans geeignet ist, wage ich zu bezweifeln, aber diejenigen, die einfach gerne einen Krimi lesen möchten werden sicher nicht enttäuscht sein, dafür sorgt spätestens die wirklich grandiose Wendung. Und abgesehen davon ist das Buch optisch wirklich wunderschön.