(Hinweis: Aufgrund der bei eBook.de-Rezensionen fehlenden Absatzwechsel füge ich in meine Rezension doppelte Schrägstriche als Zeichen für Absatzwechselzeichen ein.)
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Vorab kurz mein persönlicher Hintergrund: Die Story um den Homo Serpentes zu lesen, war für mich mehr so ein Experiment. Mir gefallen schon die meisten Leseproben erotischer Literatur nicht so sehr, meist weil sie mir zu pornografisch und stereotyp verfasst sind. Science Fiction lese ich gelegentlich ganz gerne, habe aber im Selfpublisher-Bereich auch eher mittelmäßige Erfahrungen gemacht. Bei diesem Genremix einer Selfpublishin-Autorin bin ich daher recht skeptisch eingestiegen.
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Nun zur Story:
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Es gibt eine kostenlose Vorgeschichte (Die Entdeckung des Homo Serpentes), die die Hauptperson Eve (eigentlich Lara Evelyn) und die groben Umstände der Gesamtstory vorstellt. Ich hatte diese Geschichte nur angelesen, um mir eine Meinung zum Schreibstil der Autorin zu machen und bin direkt zum Homo Serpentes I gewechselt. Ich denke, wer den Stil der Vorgeschichte mag, wird diesbezüglich auch mit dem Roman zufrieden sein. Wichtig zu erwähnen ist hier wohl, dass es eigentlich eine Romanreihe ist und dieses Buch den ersten von drei Teilen darstellt.
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Wichtig ist aber auch die Story selbst, in der die Menschenfrau Eve auf dem fremden Planeten mit einer menschenähnlichen, aber doch so anderen Spezies notlandet und sich den Gebräuchen dieser fremden Kultur unterordnet, um überleben zu können. Mich hat die Phantasie der Autorin doch etwas überrascht, und zwar nicht nur bezüglich der sexuellen Komponente, sondern insbesondere auch im Bereich der Science Fiction. Die Interaktion der Figuren empfinde ich überwiegend als glaubwürdig und ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte äußerst gelungen. Das betrifft Eve genauso wie Vertreter der Canisha, wie die außerirdische Spezies sich selbst nennt. Alle Figuren sind durch die ungewöhnliche Situation des Aufeinandertreffens einer Veränderung unterworfen, die ich spannend zu lesen finde.
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Die erotischen Sequenzen, die hauptsächlich aus der Lebensweise der Canisha stammen (hier bemüht die Autorin den treffenden Vergleich mit irdischen Bonobo-Äffchen), fügen sich erst einmal gut und recht plausibel in die Geschichte ein. In diesen Teilen liegt aber auch mein Hauptkritikpunkt, da in der Erzählung punktuell und gegen Ende häufiger von einer eher moderaten Wortwahl bei den sexuellen Handlungen in eine eher pornografische Wortwahl gewechselt wird, die die Szenen eigentlich nicht nötig hätten. Ich empfand das beim Lesen wie einen Stilbruch, der mich immer wieder gestört hat.
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Anzumerken ist hier auch, dass die Art und Weise, wie die Canisha mit Eve umgehen, gerade zu Beginn ihres Aufeinandertreffens nicht gerade zimperlich ist. Wäre dies eine rein irdische Story, wäre ich wohl ziemlich empört wegen der Zwangssexszenen, die in einem menschlichen Miteinander ganz klare Vergewaltigunsszenarien darstellen. Interessant fand ich aber, dass diese Szenen mit Blick auf ein Überleben innerhalb einer lebensfeindlichen Welt und in einer außerirdischen Kultur, gerade auch wegen des Überlebenswillens von Eve und wegen ihrer Bereitschaft, sich den Regeln der dieser Gesellschaft unterzuordnen, für mich so funktionieren. Das finde ich an diesem Roman auch irgendwie bemerkenswert, dass ich (ein Sexgeschichtenskeptiker) diese derbe Form des Miteinanders zu akzeptieren beginne, solange es in dieser fiktiven Welt weit Weg von der Erde passiert. In meiner irdischen Welt wäre das ein absolutes No-Go, aber der Mensch (zumindest ich) kann ja Fiktion von Wirklichkeit unterscheiden.
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Wenn man es genau nimmt, ist die Geschichte die Story einer Migrantin, die in einer fremden Kultur lernt, ihre eigenen gesellschaftlichen Prinzipien über den Haufen zu werfen und sich der Gesellschaft, die sie aufgenommen hat, anzupassen. Dies fällt ihr nicht leicht und es gibt einige Probleme dabei - für sie selbst wie auch für die Canisha. Letztlich lernen alle Beteilgten aus dem Miteinander etwas, und zwar nicht nur über die jeweils andere Kultur, sondern auch über sich selbst. Das ist mir erst dann richtig aufgegangen, als ich den Roman längst zuende gelesen hatte.
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Was bleibt: Aus meiner Skepsis gegenüber erotischen Erzählungen, dem Genremix und dem in meinen Augen nicht besonders gut gelungenem Coverbild entstand ein Lesevergnügen, das ich so nicht erwartet hatte. Bis auf die kurzen pornografischen Wortbeiträge finde ich das Buch absolut gelungen. Ehrlichkeitshalber erwähne ich, dass ich mir das Buch rein vom Vorwissen und der Aufmachung nicht gekauft hätte und es in Rahmen einer Leserunde des E-Reader-Forum kostenlos erhalten habe. In früheren Leserunden habe ich aber auch schon schlechte Bewertungen mit 2 von 5 Sternen abgegeben (z.B. für das Buch Marty Beckett: Die Enthüllung hier bei eBook.de). Im vorliegenden Fall dagegen hat mich das Buch absolut positiv überrascht. Den Schreibstil finde ich bis auf kleine Ausnahmen wirklich klasse, und die Story finde ich richtig gut.
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Mein Tipp: Vorgeschichte lesen und bei Gefallen darauf freuen, dass die Hauptgeschichte sich noch etwas rasanter ewntwickelt als man es dort zunächst erwartet.