Jeder kennt sie - die Pyramiden im Sand der Sahara, Jahrtausende alt und noch immer Symbol einer hochentwickelten - doch vergangenen Kultur. Die Pyramiden von Gizeh, deren Mittelpunkt die Pyramide des Cheops bildet, sind heute das einzige noch erhaltene antike Weltwunder. Welche menschlichen Leiden und Opfer notwendig waren um die große Cheops-Pyramide zu erbauen, davon handelt die Novelle von Kadare.
Eigentlich wollte Cheops gar keine Pyramide bauen. Die Selbstdarstellung seiner Vorfahren verstand er nicht und dachte, sie wäre für ihn auch nicht notwendig. Jedoch überzeugten seine Berater ihn schließlich, dies doch in Angriff zu nehmen, denn angeblich würde sich die Bevölkerung sonst unter dem herrschenden Wohlstand gegen die Obrigkeit auflehnen.
Also begann das Großprojekt - mit der Anfertigung von Peitschen. Dies als Sinnbild für die folgenden Qualen, die die Arbeiter ertragen müssen, ist nur der kleine Auftakt. Im Buch gibt es ganze Kapitel, die sich nur den Todesfällen widmen, Satz für Satz eine Aneinanderreihung von Pein und Schmerz. Und doch scheinen die Menschen in Ägypten durch ihre Verknechtung nicht die Bewunderung für das Bauwerk und den Pharao zu verlieren.
Wie sich Licht unter dem schrecklichen Druck der Steine in Dunkelheit verwandelte, um als neuer, diesmal diamantener Glanz wiederzuserstehen, so wurde auch die zur Asche des Hasses verbrannte Bewunderung durch sie in neuer Form wiedergeboren. S. 106
Ich hatte erwartet, dass man im Roman vielleicht die Gedanken und Pläne von Cheops näher gebracht bekommt, doch das ist nicht der Fall. Kadares Fokus liegt mehr auf der Pyramide selbst, wie sie fordert und begräbt. Nicht nur die Arbeiter, sondern auch den Pharao selbst. Das ist abschnittsweise etwas zäh zu lesen, denn es wird von Person zu Person gesprungen, der Name kurz genannt, doch dann verschwinden die Figuren schon wieder. Dies macht es etwas schwer nah an das Geschehen heranzutreten obwohl die Geschichte eine wichtige Botschaft trägt.
Erst die letzten zwei-drei Kapitel bilden schließlich den Rahmen der Geschichte und anderen analogen, historischen Vorkommnissen. So kann die Geschichte als kritische Parabel auf die diktatorische und immer wiederkehrende Staatslenkung gesehen werden, wie es der Autor in seinem eigenen Land (Albanien) erlebt hat.
Das Buch ist geeignet für Leser mit historischem Interesse an den Pyramiden selbst, und Menschen, die politische Instanzen gern kritisch betrachtet sehen. Da das Buch nur 158 Seiten hat, kann man auch über die teilweise trockene Schreibweise hinwegsehen.