Den Mut, der mir abgeht, hat zum Glück meine Frau. Seit mehr als 20 Jahren mit mir verheiratet, kommt sie schon mit einem Glas in der Hand gelaufen, wenn ich in einer bestimmten Tonlage rufe: "Du musst mal bitte kommen!" Eine Minute später krabbelt die Spinne wohlbehalten draußen davon, nicht ohne dass ich zuvor noch darum bat, sie möglichst weit weg vom Haus frei zu lassen. Solange ich denken kann, finde ich Achtbeiner ab einer gewissen Größe gruselig. Damit bin ich nicht allein. Knapp einer von fünf Männern und eine von zwei Frauen fürchten sich vor ihnen, schätzen Experten. Andere Menschen haben Angst vor Prüfungen, Abgründen, Blut . . . Bis zu 30 Prozent entwickeln im Lauf des Lebens gar eine behandlungs-bedürftige Angststörung. Ab S. 24 berichtet Patricia Thivissen, was man dagegen unternehmen kann. Mir macht seit einigen Monaten eine unkonventionelle Expositionstherapie Hoffnung. Als ich der schwarzen Plastikspinne unseres vierjährigen Sohnes - ein makabres Mitbringsel von einem Kindergeburtstag - die ersten Male unvermittelt begegnete, fuhr es mir noch gehörig in die Glieder. Inzwischen graust es mich weniger, wenn sie plötzlich irgendwo im Haus auftaucht. Ich hoffe, der Effekt trägt auch, wenn im Herbst wieder lebendiger Besuch von draußen naht! Eine befreiende Lektüre wünscht Carsten Koenneker, Chefredakteur.
