Es gibt viele Ratgeber und Einführungsbücher zum Ruhegebet der Wüstenväter. Der preislich günstigste Ratgeber kostet als Ebook 7,99 und heißt Das kleine Buch vom Ruhegebet .
Zuerst ist die Renaissance dieser alten Gebetsform (zuerst beschrieben von Johannes Cassianus um 400 n.Chr.) und diese Einführung zu loben. Pfarrer Dr. Peter Dyckhoff geht in seinem kleinen Buch auf jede nur denkbare Frage ein, und wiederholt sich dabei oft. Manchmal fühlt man sich wie ein kleines Kind, wenn der Autor auf gewisse Kernpunkte zum zweiten oder dritten Mal eingeht und das Gleiche erneut mitteilt.
Manche Dinge in diesem Buch haben mich - als einen modernen, aufgeklärten Protestanten - jedoch ziemlich irritiert:
1. Man sollte nach Dr. Dyckhoff nur zweimal täglich je 20 Minuten beten. Aber eine Schwangere, ein Rentner oder ein Kranker darf es auch öfter. Nach zuerst vielen Warnungen erschließt sich mir diese Erlaubnis überhaupt nicht, und sie wird auch nicht begründet.
2. Mit sexuellen Vergehen gefüllte (!) Erinnerungen sollte man beim Ruhegebet nicht folgen. Und man sollte das sexuelle Leben der Lebensaufgabe angemessen gestalten . Diese Ratschläge erinnern mich an die 50-er-Jahre des letzten Jahrhunderts oder noch früher. Wie kommt der Autor auf derartige Ermahnungen?
3. Der Autor spricht vom Ruhegebet als ein dem Sakrament der Versöhnung (= Beichte) untergeordnetem Heilmittel, das von allen ungesteuerten Trieben befreit . Als Protestant verstehe ich diese Logik nicht - hier habe ich den Eindruck, dass das Buch wohl für Katholiken geschrieben wurde. Das erkennt man auch an Begriffen wie Widersacher , dunke Kräfte und die Schilderung eines Freskos, bei dem Maria neben dem im Himmel thronenden auferstandenen Herrn steht. Undenkbar für Protestanten. Nun ja ...
4. Das Ruhegebet soll viele Abfälle und tote Trümmer von ausgelebten Leidenschaften (!), die sich auf dem Boden unseres Herzens angesammelt haben und unser Leben belasten, wegräumen. Und das Ruhegebet wird den Wunsch, an der heiligen Messe lebenswahrhaftig teilzunehmen verstärken. Beides sind für mich ebenfalls eher irritierende Versprechen, die der Autor naturgemäß nicht belegt. Katholiken mögen das anders sehen.
Insgesamt eine noch akzepable Einführung mit Wiederholungen und einigen für moderne Christen und Protestanten irritierenden Aussagen.
Fazit: 3 Sterne