Wer sich mit der Biografie Delbrêls im Detail auseinandersetzten möchte, kann auf die von Annette Schleinzer übersetzte Biografie von Gilles François und Bernard Pitaud zurückgreifen. 2014 im Verlag Nouvelle Cité in Bruyères-le-Châtel erschienen. (. . .) Gilles François ist Postulator im Seligsprechungsverfahren von Madeleine Delbrêl, die Schwerpunkte, die die Biografie setzt, sind von dort her orientiert. Darum tut es gut, neben dieser Biografie immer wieder zu den erfrischenden Texten von Madeleine Delbrêl selbst und den Impulsen von Annette Schleinzer zurückzugreifen, die das Prophetische und "Unangepasste" von Delbrêl herausstellen. Nachfolge Christi und Heiligkeit wachsen auf den alltäglichen Wegen der Welt. Das 2. Vatikanische Konzil hat mit seinem neuen Blick auf die Laien herausgestellt, dass Evangelisierung Aufgabe aller ist; was dies konkret bedeutet, führen uns die vorliegenden Publikationen zur Biografie, Mystik und Poesie Madeleine Delbrêls vor Augen."
Margit Eckholt, Stimmen der Zeit, Heft 9, September 2020
"Madeleine Delbrêl braucht man eigentlich nicht mehr vorzustellen. Schon bald nach ihrem Tod 1964 wurden geistliche Texte in Frankreich publiziert. Auch im deutschen Sprachraum ist sie als spirituelle Autorin seit den 1970er-Jahren ein Begriff geworden. (. . .)
Die nun vorliegende Publikation wird als Die Biografie vorgestellt. Das ist kein Verlagsgag, sondern entspricht der Realität. A. Schleinzer, eine der besten Kennerinnen der Spiritualität Delbrêls, sorgte für die Übersetzung ins Deutsche. Die beiden Autoren dieser jüngsten Biografie sind gleichfalls Spezialisten: G. François ist Mitherausgeber der Gesamtwerke Delbrêls und Postulator im 1988 eingeleiteten Seligsprechungsverfahren; B. Pitaud ist em. Prof. für Geschichte der Spiritualität am Institut Catholique in Paris.
Die Qualität dieses Buches ist nicht nur durch die beiden Autoren und deren Vertrautheit mit dem Phänomen Delbrêl gegeben, sondern auch durch die Quellenlage: Mit den schon edierten 17 Bänden der Oeuvres complètes sind viele Details des Weges von Madeleine besser bekannt und so können auch die vielfältigen Beziehungen, die sie prägten, deutlicher herausgestellt werden. Daher sind die ersten beiden Bände der großen Werkausgabe der Korrespondenz Delbrêls bis zum Jahr 1954 gewidmet. Zudem ermöglicht die 50-jährige Distanz zu ihrem Tod eine objektivere, distanziertere Beurteilung manchen Geschehens.
Madeleine Delbrêl fasziniert durch ihre literarische Begabung. Sie vermittelt ihre spirituelle Botschaft in eindrucksvollen Bildern und Formulierungen. Der Weg ihres Lebens, die Konsequenz, mit der sie dem Ruf des Herrn gefolgt ist, lässt ihre Botschaft noch einmal in einem anderen Licht erscheinen. Dazu wird diese Biographie beitragen."
Josef Weismayer, Geist & Leben, Heft 4 | 2020
Menschlichkeit bezeugen
"Madeleine Delbrêl (1904-1964) trifft offenbar einen Nerv der Zeit und gibt Impulse für die Kirche von morgen (. . .)"
(tdh) Tag des Herrn, Buchtipps, Nr. 35, 30. 08. 2020
Zu Recht ein Standartwerk
"Das wachsende Interesse an der französischen Dichterin, Sozialarbeiterin und Mystikerin Madeleine Delbrêl, die 1964 völlig unerwartet kurz vor ihrem 60. Geburtstag starb, erweist sich in einer beachtlichen Anzahl von namhaften Biografien. Anlässlich ihrer bevorstehenden Seligsprechung hat der Postulatior ihres Seligsprechungsprozesses zusammen mit einem ausgewiesenen Delbrêl-Kenner eine Lebensbeschreibung dieser kleinen, zierlichen Frau herausgebracht, die eine Reihe von neuen, bisher unveröffentlichten Quellen verarbeitet, darunter viele Zufallsfunde, wie die Briefe Madeleine Delbrêls an ihren geistlichen Begleiter Abbé Lorenzo.
Damit wird das Leben dieser Frau, die sich - mit 20 Jahren als atheistische Philosophiestudentin von Gott überwältigt - radikal zum Christentum bekehrte, nicht nur mit vielen neuen authentischen Details aufgefrischt. Es schafft auch eine größere Nähe zu dieser christlichen Pionierin, die als aufopfernde Sozialarbeiterin in einem kommunistischen Vorort von Paris mit einer Gruppe gleichgesinnter Frauen das Evangelium lebte. Dort führte sie mit ihrer Gemeinschaft ein offenes Haus für alle, die materielle und seelische Unterstützung suchten. Mitten im Alltag verwirklichte sie eine neue Form der Laienspiritualität, die mehr denn je Impulse geben kann für eine Erneuerung der Kirche.
Nicht zuletzt auch wegen der profunden Übersetzung ins Deutsche durch die Delbrêl-Expertin Annette Schleinzer darf dieses umfassende Porträt zu recht als Standartwerk gelten.
Angelika Brunner, Die Mitarbeiterin, Werkheft der kfd, Nr. 5, 2020, September-Oktober