Der zweite Weltkrieg verlangt den Menschen alles ab, sie hungern und leiden, auch Henni mit ihren Geschwistern, ihrer Mutter, der Vater im Krieg.
Als der Krieg endlich zu Ende ist kehrt der Mann aus der Kriegsgefangenschaft Heim...doch er ist stark verändert und sucht Hilfe und Ruhe in den Gebeten bei Gott... der Lebensunterhalt zu bestreiten bleiben an Henni und ihrer Mutter hängen...bis das Schicksals zuschlägt...
1970 steht Henni wegen Totschlag und Mord vor Gericht, doch sie schweigt.
Ihre Freundin aus Kindertagen, Elsa, weiß mehr als der Richter, als der Anwalt von Henni, als alle.
Ein Jurastudent wendet sich an Elsa weil er unbedingt die Wahrheit erfahren möchte, was damals, nach 1945 im kleinen Dorf passiert ist, was sich wie entwickelt hat dass es nun zu dieser Katastrophe gekommen ist...
Ich liebe die Bücher von Mechthild Borrmann, aber ich muss ganz ehrlich zugeben - mit ihrem Buch "Grenzgänger" hat sie alle ihrer Bücher, für mich, übertroffen.
Das Buch war wieder so packend, spannend, bewegend und doch schonungslos schockierend, dass ich es hin und wieder auf die Seite legen musste.
Zu dem Schreibstil von Mechthild Borrmann muss man eigentlich nichts mehr sagen - er ist packend, einnehmend und ehe man es sich versieht steckt man schon Mittem im Buch und an der Seite von Henni.
Denn hier beginnt die Geschichte, in Velda, im Jahr 1945.
Wieder realistisch und direkt beschreibt die Autorin die Veränderungen die durch den zweiten Weltkrieg die Bevölkerung getroffen hatte, auch was es für die Heimkehrer bedeutete und was dieser Krieg mit Familien gemacht hat.
Henni war mir von Beginn an sehr sympathisch, sie ist ein Wirbelwind, die anpackt und nicht aufgibt, die immer Zuspruch gibt und nie die Hoffnung oder ihren guten Willen verliert.
Die aber auch für andere Leute und vor allem für ihre Geschwister und Mutter einsteht, auch das Familienleben rund um Henni, die Dorfgemeinschaft hat die Autorin seht gut getroffen.
Zu Beginn war es etwas verwirrend da viele Namen auf einen "einprasseln" und ich erstmal alles sortieren musste um hinter die Geschichte steigen zu können.
Dies ist aber nur zu Beginn so, legt sich schnell und lässt den Lesefluss dann nicht mehr bremsen.
In diesem Buch zeigt die Autorin die Schattenseiten des Krieges auf, wie schon gesagt, und ja, dies mag sie in ihren Büchern oft machen, aber hier geht es von 1945 in das Jahr 1970, wie ein roter Faden begleiten wir Henni, ihre Geschwister und wie sich gewisse Dinge im Dorf, in der Familie entwickelten und am Ende die Familie doch auseinandergerissen wurde.
Hier werden die Umstände des Lebensunterhaltes beleuchtet, wie Familien angefangen haben zu schmuggeln, hier Kaffee über die Grenze von Belgien, um an mehr Geld bzw. Lebensmittel, Brennholz und dicke Kleidung für den Winter zu kommen.
Auch wie gefährlich diese Situation oft war.
Die Erziehung von damals wird hier sehr stark beleuchtet, gerade wenn in Familien beide Eltern oder eben wie bei Henni, ein Elternteil verstirbt und man dann vor dem Nichts steht bzw. der Krieg weiterhin wie ein dunkler Schatten über der Familie hängt.
Die kirchlichen Erziehungsheime gab es auch in Deutschland, nicht nur in England , Irland oder woanders, und ja, auch hier in Deutschland waren die Methoden und Ansichten nichts für zarte Gemüter.
Dies war mir jahrelang nie so bewusst, bis in den Medien die ersten Berichte über die Zustände von Heimen und Anstalten, Schulen und Internaten von damals aufgetaucht sind.
Und hier schließt die Autorin an, nimmt diese Heime unter¿s Auge und lässt diese Zeit durch ihre sympathischen und vor allem schützenswerten Protagonisten lebendig werden.
Man ist ständig an der Seite von Henni, von ihren Brüdern und möchte ihnen aus der Situation die entstanden ist, helfen.
Ihnen zur Seite stehen, neuen Mut und Hoffnung geben und natürlich arbeitet die Autorin auf das Ende hin und erklärt, wie es sich getragen hat.
Unter dem Strich wieder ein Buch was berührt und bewegt und sich mit dunklen Kapiteln der deutschen Geschichte auseinandersetzt.
Natürlich werde ich für dieses Buch ebenso eine Leseempfehlung aussprechen!