Die junge Witwe Elisabeth Clarkwell lebt in England und erfährt dort, dass sie eine der Erben eines Gestüts in der Lüneburger Heide ist. Diese Schicksalsfügung könnte die Lösung der finanziellen Probleme sein, die ihr Mann hinterlassen hat. Wäre da nicht noch ein zweiter Erbe, der in Spanien lebt und nichts mit Elisabeth zu tun haben will.
Diese Situation bildet den Ausgangspunkt zu einer Trilogie um die Familie von Seydell. Mit dem Tod Ottos von Seydells beginnt ein Familienzwist, der bis in die Vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts - und womöglich darüber hinaus - reicht.
Bereits das Cover verrät, dass der Roman auf einem Gestüt angesiedelt ist, wo eine Frau eine wichtige Rolle spielen wird. Stolz sitzt sie auf einem Schimmel und betrachtet ihren Besitz. Ein Lageplan und eine historische Landkarte im Innern stellen sich während der Lektüre als hilfreich heraus. Die Schrift des Romans ist sehr augenfreundlich gewählt und auch der Schreibstil erlaubt dem Leser ein rasches Vorankommen in der Geschichte.
Das Buch spielt nicht nur auf zwei Zeitebenen, sondern verbindet auch die Erzählstränge in England, Deutschland und Spanien immer wieder miteinander. Das erlaubt der Autorin auch immer wieder die jeweilige politische Situation anzuschneiden (Arbeiteraufstände, Franco-Diktatur, schwierige wirtschaftliche Situation nach dem zweiten Weltkrieg, usw.) ohne dabei aber weiter in die Tiefe zu gehen.
Der Roman bedient alle Klischees einer Familiensaga: Geheimnisse und Intrigen, Liebe und Eifersucht, gesundheitliche und finanzielle Probleme, Erpressung und Verrat, usw. Jeder Charakter hat so seine Eigenarten, größtenteils sind die Figuren aber schwarz-weiß gezeichnet.
Am Ende des ersten Bandes bleibt der Leser zwar mit etlichen Fragen zurück, aber es gibt ja zwei weitere Bücher, die Aufklärung versprechen sollten. Die Fülle der Ereignisse lassen leider auch ein paar Längen entstehen, außerdem konnte ich einige Wendungen nicht nachvollziehen, bzw. einige Begriffe nicht mit der jeweiligen Situation in Verbindung bringen, aber insgesamt war die Lektüre dieses Romans doch ein Vergnügen und ein toller Zeitvertreib. Und ich sage das ohne irgendeine Verbindung zu Pferden zu haben. Für Pferdeliebhaber ist es daher sicherlich ein noch größeres Vergnügen in dieser Familiengeschichte zu versinken.