In die Geschichte kam ich problemlos hinein und ich hatte auch im Verlauf dieses Mal keinerlei Schwierigkeiten mit dem ständigen Personen- und Ortswechseln. Ich hatte das Gefühl, dass Alexander Oetker sich endlich auf eine Handvoll Charaktere festgelegt hatte, die ich zum größten Teil schon aus den vorherigen Büchern kannte.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass es von Vorteil ist, die Reihe von Beginn an gelesen zu haben. Zwar ist es möglich, ohne Vorkenntnisse in die Handlung einzusteigen, aber das Beziehungsgeflecht der Personen untereinander kommt dann nicht besonders deutlich zum Tragen. Außerdem reichen die wenigen Rückblenden nicht aus, um die Welle aus Zorn und Rache nachvollziehen zu können.
Bei "Zara und Zoë - Die Tochter des Paten" setzte Alexander Oetker auf sein altbewährtes Konzept von einem rasanten Erzähltempo, welches zu Lasten von Tiefgang und logischen Ausführungen ging. Durch die sehr knackigen Kapitel und die verschiedenen Erzählebenen erschuf der Autor eine packende Atmosphäre. Sie wurden durch andere Schriftbilder verdeutlicht, sodass sich Telefongespräche, Zeitungsberichte oder der normale Handlungsablauf auch visuell voneinander zu unterschieden gewesen ist.
Zwar waren manche Handlungsverläufe vorhersehbar, an anderen Stellen sorgte der Autor jedoch bei mir für einen Nährboden an wilden Spekulationen. Es war für mich nie durchschaubar, wer welche Pläne wirklich verfolgte, was er damit bezweckte und warum. Oft schien es mir so, dass jeder im Grund etwas anderes vorhatte, als er es zugab. Dies reizte mich natürlich immer weiterzulesen.
Der Schreibstil von Alexander Oetker ermöglichte es mir, dem ganzen Geschehen sehr gut folgen zu können. Wie von einem Journalisten nicht anders zu erwarten, konzentrierte sich der Autor auf das Wesentliche. Quälend langweilige Details wurden gar nicht erst erzählt, stattdessen brach er jegliche Handlung aufs Nötigste herunter und erzeugte damit eine unglaublich packende Dynamik. Die Ereignisse flogen nur so dahin. Bei manchen Szenen wirkte die Action reichlich dick aufgetragen, aber es steigerte definitiv den Unterhaltungswert.
Besonders gut gefiel mir, wie Alexander Oetker mit Gegensätzen spielte. So präsentierte er zum Beispiel eine beinah schon paradiesische Landschaft, während das Verbrechen diesen Ort dominierte und sich grausame Ereignisse abspielten.
In den vorherigen Bänden waren mir die Charaktere immer zu blass geblieben. Hier hatte ich jedoch zum ersten Mal den Eindruck, dass sie mehr Farbe bekamen. Die Kernfiguren hatten sich sichtlich weiterentwickelt, vor allem die beiden Schwestern Zara und Zoë wirkten zum ersten Mal wie echte Menschen.
Sehr überrascht hatte mich der Pate, Benito Bolatelli. Endlich war der Eindruck vom netten Onkel weg und es kam ein knallharter Mafioso zum Vorschein. Jawoll, endlich war Mafiaflair greifbar.
Seine Tochter Chiara jedoch blieb mir zu nebulös. Ihre Stimmungslage war für mich nicht immer greifbar, als Entführungsopfer nahm ich sie ziemlich oft gar nicht wahr. Schade.
Das Ende kam zackig daher und war auch schnell abgefackelt worden. Zwar blieben keine Fragen offen, aber ein bisschen ausführlicher hätte ich mir das Ganze schon gewünscht. Außerdem hatte der Ausgang einen völlig überzogenen Märchentouch. Und wenn sie nicht gestorben sind¿
Auch wenn mich "Zara und Zoë - Die Tochter des Paten" nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte, dies war für mich der beste Band der Reihe. Der Fokus der Erzählung war viel klarer, es gab nicht unübersichtlich viele Figuren, die mitmischten und das Ziel des Bandes war deutlich.
Fazit:
Ein Thriller mit einem Action-Mix aus "Fast and Furios" und "Stirb langsam". Rasant, unterhaltsam, aber arm an anspruchsvollem und emotionalen Handlungsverlauf.