,,The girls I've been" ist für mich ein Thriller, der weit über bloße Action hinausgeht und unglaublich viel Tiefgang aufweist. Ernstere Thematiken werden hier perfekt mit einer actionreichen Handlung verwoben, sodass ein Roman entsteht, welcher nicht nur sehr unterhaltsam ist sondern auch zum Nach- und Mitdenken anregt.
Eine klare Stärke dieses Buches ist für mich das Verweben zweier Handlungsstränge. Optimal ergänzen sich die Geschehnisse des Banküberfalls und die Erzählungen aus der Vergangenheit der Protagonistin Nora. Erstere Narration bringt die nötige Spannung; zweitere die emotionale Tiefe. Auch optisch werden diese beiden Geschichten voneinander getrennt, indem die Seiten mit den Rückblenden einen dunkleren Farbton einnehmen. Ich habe mich dabei wunderbar mitgenommen gefühlt.
Das Verstricken beider Ebenen eröffnet einen umfassenden Blick auf Nora selbst. Besonders ihre Entwicklung und die daraus hervorgegangenen Charaktereigenschaften werden dem Leser dabei sehr gut zugänglich. Im Hinblick auf die Protagonistin haben sich für mich beide Handlungsstränge perfekt ergänzt, sodass sie genau zur Erläuterung deren Persönlichkeit zu einem Ganzen verschmelzen. Diesen Aufbau fande ich einfach wunderbar.
Besonders emotional berührt hat mich die Lebensgeschichte von Nora. Ihr gesamtes Ausmaß ergibt sich dabei erst nach und nach, da Rückblenden über das ganze Buch verstreut werden. Dieses Puzzle fande ich überaus spannend und in einzigartiger Weise dargestellt, da Noras Vergangenheit konkret mit verschiedenen Alter Egos zusammenhängt.
Die Persönlichkeit der Hauptfigur wird dadurch ungeheuer vielschichtig, so wie ich es noch nie zuvor in einem anderen Werk erlebt habe. Diese Komplexität in der Charakterdarstellung habe ich total geliebt, da es damit nie langweilig wurde und immer wieder eine Überraschung für den Leser bereit gehalten wurde.
Überzeugt hat mich zudem die Ansprache von tiefergründigen Themen, wie etwa Bisexualität oder die Krankheit Endometriose. Dies wurde hierbei auf eine solch direkte und natürliche Weise getan, sodass keinesfalls eine Problematisierung sondern vielmehr eine Art der Aufklärung stattfand. Das habe ich absolut gemocht und fande diese Form der Handhabung überaus zeitgemäß.
Auch die Sprache, welche Tess Sharpe benutzt, ist von einer gewissen Modernität geprägt. Unmittelbar und vor allem direkt wird die Handlung erzählt.
Absolute Leseempfehlung für alle, die Action mit dem gewissen Extra lieben!