Im März 1924 erlebt Minna Düsseldorf und taucht in ein ihr fremdes Leben ein. All die Geschäfte und das pulsierende Leben und die Möglichkeiten, sie ist überwältigt. Sie ist eine leidenschaftliche Näherin und stammt aus einfachen Verhältnissen und die Familie ist für sie alles. Minnas Schwester Adele arbeitet als Dienstmagd und an den freien Stunden, treffen sich die Schwestern immer wieder. Minna ist sehr eigenwillig und ist nicht nur beruflich äußerst erfolgreich, sondern auch in Liebesdingen geht sie ihren Weg und heiratet gegen den Willen ihrer Eltern und wählt sich ihren Mann und ihr Leben selbst. Allen Widrigkeiten zum Trotz, eröffnet sie eine eigene Schneiderei. Aber die Zeiten sind unruhig und vieles ist Ungewiss und so unstet wie das Leben sind auch die Geschäfte und die Liebe und auch Minnas Familie muss viele Veränderungen und Schicksalsschläge aushalten und hin nehmen und vor allem muss Minna immer wieder neu anfangen und sich entscheiden, wo hin sie gehen will. Man kann im Leben stolpern, aber man muss immer wieder aufstehen und dann heißt es eben Kopf hoch, Schultern zurück.
Felicitas Fuchs öffnet für uns ihr Familienalbum und schreibt über ihre Familie, deren Schicksal und deren Hoffnungen und Träume. Minna ist eine großartige und starke Persönlichkeit und weit von Konventionen entfernt und ihrer Zeit weit voraus. Aber auch ihre Mutter Ida ist eine Frau mit Prinzipien, aber auch mit Geheimnissen. Das Buch ist großartig geschrieben und mit einem wunderbaren Erzählfluss und die Perspektivwechsel sind toll und so erfährt man über die Protagonisten viel mehr und taucht immer in ihre Sichtweise mit ein. Wo andere Autorinnen Szenen ins unermessliche ausgeschlachtet hätten, wahrt Felicitas Fuchs die Würde und manchmal erhöht ein knapper Abschnitt die Spannung und das Gefühl. Für mich war das Buch nicht nur eine spannende Lektüre, sondern dient mir auch als Reiseführer für Düsseldorf und ich freue mich schon auf die nächsten Bände und eins ist gewiss, bei dieser großartigen Lektüre vergisst man alles und der Kaffee wird schon einmal kalt.