Die Geschichte der Medusa beschränkt sich meist auf "ihr Blick verwandelt zu Stein", "Schlangen auf dem Kopf" und "Monster". Dieses (Hör-)Buch räumt mit diesen Vorurteilen auf und zeigt eine verletzliche (und verletzte) Frau, die vergewaltigt und verflucht wurde. Nach Jahrtausenden des Versteckens hat sie noch einen treuen Freund, Asklepios. Mit ihm hat sie ein Pharma-Unternehmen aufgebaut. Sie lebt mittlerweile in Köln, da sie dort in der Karnevalszeit nicht auffällt. Ansonsten (ver)kleidet sie sich, damit die Götter sie weiterhin für tot halten.
In der ganzen Zeit hat sie zusätzlich einen Prozess gegen ihre Peiniger Poseidon und Athene vorbereitet und das Buch erzählt nun von eben jenem Prozess. Dort werden nicht nur die Taten noch einmal aufgerollt, sondern es kommen auch die Anstifter und deren Gründe ans Licht.
Den Ausgang des Prozesses werde ich nicht darlegen, da jede*r Leser*in sich selbst ein Bild davon machen sollte.
Das Ganze lag mir als Hörbuch vor, und es fesselte mich von Anfang an. Über 11 Stunden konnte ich mir nicht an einem Stück anhören (was Schade war!), aber ich kann sagen, dass das nicht so schlimm war, da die Geschichte sehr dicht ist und man zwischendurch auf einmal eine Pause braucht, um das Gehörte zu verarbeten.
Die Sprecherin Viola Müller ist hervorragend gewählt: sie liest nicht nur vor, sondern sie lebt die Szenen. Jede Figur (egal, ob männlich oder weiblich) erwacht durch sie zum Leben, und auch Feinheiten wie Medusas Lispeln (durch ihre gespaltene Zunge) werden hervorragend wiedergegeben.
Dieses Buch (ausgezeichnet mit dem SERAPH 2023 - Bestes Debüt Taschenbuch) ist das Erste der Reihe Greek Goddesses, welches mittlerweile 3 Bücher umfasst (auf Medusa folgen Persephone und Psyche).