Dalbergs demokratietheoretisch und ideengeschichtlich analysierte Denken ist Ausdruck eines Ideentransfers westlicher sowie östlicher politische Gedanken.
Das politische Denken im östlichen Mitteleuropa gehört nach wie vor zu den vernachlÀssigten Themen der politischen Ideengeschichtsschreibung. Diese LÃŒcke versucht Dirk Mathias Dalberg mit seiner interpretativen politikwissenschaftlichen Arbeit etwas zu schlieÃen. Sein Ziel ist es, ein gröÃeres Bewusstsein vom politischen Denken tschechischer und slowakischer Dissidenten zu schaffen und die Geschichtsschreibung des europÀischen politischen Denkens zu vervollstÀndigen. Als Untersuchungsgegenstand dienen ihm hierfÃŒr der tschechische Philosoph, Prosaist und Lyriker Egon Bondy (1930-2007), der tschechische Publizist Petr Uhl (1941-2021), der slowakische Philosoph Miroslav KusÜ (1931-2019) sowie der in der Slowakei wirkende tschechische Philosoph Milan Simecka (1930-1990). Diese international bisher wenig beachteten politischen Denker praktizierten in den Jahren 1968-1989 aktiven politischen Widerspruch zu den gesellschaftlichen und politischen Konventionen in der Tschechoslowakei. Dies fÃŒhrte sie in einen Konflikt mit der herrschenden kommunistischen Partei. Die vier untersuchten Autoren verfassten Schriften, in denen sie sich aus einer marxistischen Perspektive kritisch mit der politischen Gegenwart in ihrer Heimat auseinandersetzten und zu recht Àhnlichen SchlÃŒssen gelangten. DarÃŒber hinaus formulierten sie ihre eigenen Vorstellungen von einem besseren politischen System. WÀhrend Bondy und Uhl ihren marxistischen Einstellungen auch bei der Formulierung positiver Ideen treu blieben, wandten sich KusÜ und Simecka der im westlichen Europa verwirklichten liberalen Demokratie zu. Das von Dalberg demokratietheoretisch und ideengeschichtlich analysierte Denken ist Ausdruck eines Ideentransfers. Es reflektiert und verarbeitet westliche sowie östliche politische Gedanken und verdeutlicht zugleich RÃŒckbezÃŒge auf Àltere tschechische und slowakische Ideen.
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