Scarlet ist der Auftaktroman der neuen Reihe von Fantasy-Autorin Genevieve Cogman bekannt durch ihre Reihe der Unsichtbaren Bibliothek um Irene Winters.
The Scarlet Pimpernell von Baroness Orczy (1905), eine der Lieblingsgeschichten der Autorin, bildet mit ihren Charakteren und ihrer Handlung das Grundgerüst von Cogmans Fantasy-Adaption.
Worum gehts?
Europa zur Zeit der französischen Revolution. Vampire leben offen neben den Lebenden im Stand der Aristokratie. Als der für waghalsige aber erfolgreiche Rettungsaktionen berühmt berüchtigte Engländer Scarlet Pimpernell und seine Liga sich vornehmen, die französische Königfamilie vor dem Tod zu bewahren, sind sie auf die Hilfe des englischen Dienstmädchens Eleanor angewiesen.
Wie erwartet wird es sehr gefährlich. Und sie muss feststellen, dass Vampire nicht die einzigen übernatürlichen Wesen sind
Meine Eindrücke
Was ich bereits in der Bibliotheks-Reihe an Genevieve Cogman lieben gelernt habe, sind ihr mitreißend fließender Schreibstil, ihre Vorliebe für actionreiche Szenen und ihre Leidenschaft für Sprache. Auch in dieser Reihe finden sie sich wieder!
Es gelingt ihr mühelos, den Lesenden durch sprachliche Feinheiten in eine längst vergangene Zeit zu entführen. Die damaligen Lebensumstände erzählt sie sehr bildhaft durch ihre Protagonistin Eleanor: Sie ist in einfachen Verhältnissen aufgewachsen und arbeitet in zweiter Generation als Dienstmädchen im Haushalt einer Vampir-Aristokratin. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als aus ihrem vorbestimmten Leben auszubrechen und Näherin zu werden. Als sie unfreiwillig in die Kreise der Liga des Scarlett Pimpernell gerät, wittert sie ihre Chance und lernt die Sicht der Aristokraten näher kennen.
Sie war mir von Beginn an sympathisch und es bereitete mir viel Freude ihren Gedanken zu lauschen. Mit ihr die Hintergründe der Liga zu erraten, mit ihr zu zweifeln, aber auch mit ihr von einem schüchternen Dienstmädchen zu einer selbstbewussten Kämpferin für das Richtige heranzuwachsen, gefiel mir sehr. Sie ist wohl Cogmans nächste weibliche Spionin in einer fernen Zeit, die gefühlt alles allein regeln muss (nicht abwertend gemeint ;-) ).
Das Setting an sich (Französische Revolution, Vampire, Rettungsaktion) fand ich sehr interessant und auch die Handlung spannend gestaltet, selbst, wenn es weite Strecken mit wenig Dialogen gab. Actionreich war es auch, leider aber an zwei Stellen etwas sehr hektisch, sodass ich als Leserin etwas abgehängt wurde. Das sollte nicht passieren
Mein persönliches Highlight war die - für mich als Klappentext-Verweigerin überraschende, zweite magische Komponente, die das Potenzial zur Reihe liefert.
Da ich von vornherein wusste, dass es sich nicht um ein Einzelwerk, sondern einen Reihenauftakt handelt, hatte ich größere Aufklärungslücken erwartet und empfinde sie größtenteils als sehr geschickt gesetzt. Allerdings wurden für mich auch einige Themen nicht ausreichend aufgeklärt, die wohl im Folgeband nicht mehr aufgegriffen werden
Wohl wahr: In ihrer Danksagung schreibt Cogman davon, dass wir, wenn wir jünger sind, Medien oft kritiklos aufnehmen und Dinge ignorieren, die uns als Erwachsene kritikwürdig erscheinen. Da bin ich wohl doch erwachsener als ich manchmal denke ;-)
Mein Fazit
Eine sehr sympathische Protagonistin, ein interessantes Setting, gewohnte Action und geheimnisvolle magische Akteure: Meine Neugier auf die Fortsetzung ist auf jeden Fall geweckt!
Teil 1 demonstriert allerdings noch Potenzial nach oben: Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Handlung und viele Akteure von einer Vorlage übernommen wurden, hätte die Umsetzung deutlich stärker sein dürfen