Sacha Bachim nimmt in seinem Buch Fakten Check Psyche. 50 Mythen über unser Denken, Fühlen und Handeln (dtv Verlag, Juni 2024) vermeintliche Glaubenssätze unter die Lupe, die viele Menschen im Laufe ihres Lebens verinnerlicht haben. Die 50 Mythen sind in fünf Überkapitel gegliedert: Gesundheit, gesellschaftliche Normen, Gefühle, Selbsthilfe sowie Beziehung und Familie. Die einzelnen Unterkapitel beleuchten jeweils einen Mythos, sind im Schnitt 5 Seiten lang und schließen jeweils mit einer Übung ab.
Zunächst gefällt mir gut, dass die Kapitel äußerst flüssig geschrieben und für jedermann verständlich sind. Zudem gefällt mir sehr, dass es am Ende des Buches ein Literaturverzeichnis gibt.
Weniger gut gefällt mir, dass bei vielen vermeintlichen Mythen bereits der gesunde Menschenverstand ausreichen sollte, um dieser zu widerlegen. Sätze wie "Tappen Sie also nicht in die Klischeefallen. Nehmen Sie Ihre eigene psychische Gesundheit und die Ihrer Liebsten ernst. Jeder Mensch ist einzigartig..." (S. 36) sind aus meiner Perspektive so selbstverständlich, dass sie fast schon abgedroschen wirken. Zudem haben die meisten der aufgeführten Mythen tatsächlich einen wahren Kern, jedoch natürlich immer mit einem großen ABER und mit Einschränkungen. Alles ist eine Frage der Relationen und des Maßes. Natürlich ist es nicht gesund, wenn man nur für die Arbeit lebt (Mythos #11, S. 69-73). Was ist schlecht daran, wenn ich viel Arbeite und daran Spaß habe? Problematisch wird es doch erst, wenn die Arbeit zur Belastung wird und ich keinen Weg der Entspannung finde und nicht aus dem Hamsterrad komme. Doch die meisten Themen diesem Ratgeber sind mir zu einseitig dargestellt. Was natürlich auch der Kürze der Kapitel und der Fülle der aufgeführten Themen geschuldet ist.
Alles in allem ist mir dieser Ratgeber zu populärwissenschaftlich und behandelt viel zu viele Themen, von Trauer und Verlust über Prokrastination bis hin zu Resilienz und Selbstfürsorge. Das sind mir eindeutig zu viele gerade gehypte Buzzwords. Daher würde ich das Buch insbesondere niemandem empfehlen, der/die gerade akute Probleme hat. Außerdem war für mich leider wenig Neues in dem Buch und andere Mythen schienen für mich an den Haaren herbeigezogen, um die 50 voll zu bekommen. Woher stammen die Mythen, dass es wichtig sei sich zu sorgen, dass Gefühle nutzlos seien, dass Therapie für Menschen sei, die keine Freund*innen habe oder dass in glücklichen Familien nicht gestritten werde??
"Faktencheck Psyche" bietet eine leicht verständliche Einführung in verschiedene psychologische Themen. Die kurze und prägnante Darstellung eignet sich jedoch höchstens für einen ersten Überblick. Für tiefergehende Einblicke und konkrete Hilfestellungen insbesondere bei akuten Problemen ist das Buch jedoch nicht ausreichend. Daher von mir leider nur 2/5 Sternen.