»Schnell wird klar, dass es um die Möglichkeit der Darstellung selbst geht, um das Nebenein- ander oder gar die Unvereinbarkeit von Diskurs und individueller Erfahrung, aber eben auch von Diskurs und Literatur. Nicht zuletzt geht es um die Frage danach, welchen Beitrag Literatur in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt bieten kann.«
Cornelia Pierstorff, Geschichte der Gegenwart
»Dieses Alphabet ist ein neuer Takt in unserer Welt.«
Ariane Koch
»Der gelungene Versuch, dem Thema Vergewaltigung eine Sprache zu geben.«
Thomas Strässle
»Das Buch macht die bisherigen Schwachstellen des öffentlichen Gesprächs über sexualisierte Gewalt sichtbar und tastet sich an eine geeignetere Form dafür heran. Die autofiktionale Erzählung, die die Lesenden die Gewalterfahrung miterleben und mitfühlen lässt, ist weder vollständig noch linear, wie es typisch für Erzählungen traumatischer Erfahrungen ist. Die lexikalische Darstellung des Alphabets, das nie ganz abgeschlossen werden kann, bricht die Geschichte auf und regt zum Weiterdenken an.« Emma Rotermund, taz
»Auch die Sprache entlarvt Leupi als Mittäterin. Setzt ein Wort wie Miss-brauch nicht voraus, dass es einen angemessenen Ge-brauch einer Person gibt, wie ein Küchenmesser zum Totschlag missbraucht oder zum Zweibelschneiden gebraucht werden kann? [ ] Was Leupi in ihrem Alphabet zusammenstellt, bleibt einerseits so subjektiv, wie ein Sprechen über Gewalterfahrungen immer beginnen muss. Andererseits öffnet es den Raum für ein kollektives Gedächtnis der sexualisierten Gewalt. Das braucht es, um aus dem geschlechterstarren Sprechen über Vergewaltigung auszubrechen. [ ] Ein wirklich sehr eindringlicher Text, der ein sehr kluges und umsichtiges Sprechen zeigt. Und aus dieser literarischen und sprachlichen Genauigkeit kann man ganz viel mitnehmen, auch in ein Alltagssprechen über sexualisierte Gewalt.« Miriam Zeh, Deutschlandfunk Kultur
»Leupis Perspektive ist intersektional, es geht nicht nur um Frauen, sondern um alle, die verschiedene Formen der Gewalt und Diskriminierung erleben. 2018 noch diskutierte man in der Schweiz, ob Menschen ohne Vagina nach Schweizer Strafrecht überhaupt vergewaltigt werden können. Erst seit 2004 ist Vergewaltigung in der Ehe in der Schweiz ein Delikt, das von Amts wegen geahndet wird.« Sophie Weigand, Buchkultur
»Ein riskantes Unterfangen, so zu arbeiten, es lauert auch immer die Beliebigkeit. Aber trotz manchmal ausufernder Ideenansammlungen ist das «Alphabet» ein starker Text: weil er von der Assoziation lebt, den vielen Verästelungen, doch präzise ist in der Begrenzung davon. Er trägt das Ringen um Entscheidungen stets in sich dass immer etwas fehlen wird, hat da auch etwas Befreiendes.« Alice Galizia, WOZ Die Wochenzeitung
»Wie also über ein Verbrechen schreiben, das Opfer verletzlich macht, das instrumentalisiert und angezweifelt wird? Vielleicht so, wie Leupi es tut. Indem man Worte für Gesagtes findet oder das Nichtgesagte zumindest ausbuchstabiert, stiftet man Hoffnung. Hinter den fantastischen Kurztexten des Alphabets , den Essays, den Hintergrundinformationen steckt die Suche nach Zukunft und Verständnis. Und die Sehnsucht nach einem Zuhause, das nicht nur der Ort ist, an dem statistisch gesehen die meiste Gewalt passiert. Sondern auch eine Art Heimat.« Anna Dreussi, SPIEGEL