Auf den ersten Blick mögen Empathie und Widerstand nicht so richtig zusammenpassen. Kristina Lunz versucht jedoch in dem vorliegenden Werk aufzuzeigen, dass beide Begriffe untrennbar mit einander verbunden sind.
Wer auf der Suche nach einem Sachbuch ist, liegt hier falsch. Vielmehr ist "Empathie und Widerstand" ein essayistisches Plädoyer für ein ideologiefreies, feministisches und solidarisches Handeln, um Veränderungen nachhaltig anzustoßen.
Ich selbst beschäftige mich viel mit Empathie und auch mit Widerstand, denn in bin von Beruf Sozialarbeiterin. Kristina Lunz' Buch hat es bei mir geschafft, viele neue Gedankenanstöße anzuregen bzw. mich in meinen eigenen Beobachtungen zu bestärken und mir auch etliche Aha-Momente zu bescheren. Überraschend war für mich beispielsweise, dass der Begriff "Empathie" nicht nur positiv gesehen werden kann, denn mit jemanden mitzufühlen, lässt uns auch dazu verleiten, eine Seite zu ergreifen. Nichtsdestotrotz ist Empathie auch wichtig, um in den Widerstand zu gehen, denn nur, wenn wir konträre Positionen mitfühlend betrachten, so die Autorin, kann es gelingen ihn oder sie vom Gegenteil zu überzeugen.
Eine besondere Rolle spielt für Lunz auch das "Peacebuilding", was durch seine Ideologiefreiheit funktioniert. Dem Begriff und seinen Akteur:innen werden einiges an Raum gegeben, genauso wie der "Sisterhood". Ebenso schildert die Autorin etliche Handlungsoptionen und spricht über Frauen, die durch Empathie und Widerstand erfolgreich wurden. Die Argumentation, weshalb beide Begriffe für die vorgestellten Personen so wichtig sind, schwächelt für mich aber ein wenig, ich konnte sie teilweise nicht nachvollziehen, weshalb ich hier einen Stern Abzug gebe.
Mein Fazit: "Empathie und Widerstand" ist ein leerreiches, essayistisches Buch, in dem die Autorin ihre Erfahrungen als widerständige und empathische Frau schildert und Erklärungen gibt, weshalb ein feministisches, solidarisches und ideologiefreies Handeln Veränderungen anstoßen kann. Es ist ein absolut lehrreiches Buch, für alle, die offen dafür sind, die Welt zu einem besseren Ort machen zu wollen.