Der neunte Fall für die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine Kirsch und ihren Lebenspartner den pensionierten Apotheker Anton Böck führt die beiden in den 10. Wiener Bezirk Favoriten, genauer gesagt in den Böhmischen Prater.
Bei einem Spaziergang auf dem Gelände des Vergnügungsparks, der eine kleine. bescheidene Kopie des Wiener Praters ist, gräbt Minna, die Hündin von Antons Enkelin Rosa, einen menschlichen Knochen aus. Natürlich wittert Ernestine sofort ein Verbrechen.
Recht schnell macht das Gerücht die Runde, die Knochen könnten von einer hübschen jungen Frau stammen, von der man bislang glaubte, sie wäre mit einem reichen, geheimnisvollen Liebhaber durchgebrannt. Ein Cold Case?
Bei ihren Recherchen und Schnüffeleien stoßen Ernestine und Anton auf einige Geheimnisse, die wohl besser unentdeckt geblieben wären.
Meine Meinung:
Wie schon in den Vorgängern gelingt es Autorin Beate Maly die Stimmung der 1920er-Jahre bestens einzufangen.
Wir erfahren einiges über die frühere Macht der Ziegeleibesitzer und die Ohnmacht der sogenannten Ziegelbehm, also jene ungelernten Arbeiterinnen und Arbeiter, die unter schier unvorstellbarem Elend in den Ziegelwerken rund um den Böhmischen Prater schuften mussten.
Die liebevoll gezeichneten Figuren sind immer ein Garant für schöne und amüsante Lesestunden. Ernestine Kirsch und Anton Böck sind einfach ein unverwechselbares Ermittlerpaar. Schmunzeln darf man, wenn Ernestine ihren Anton mit der Aussicht auf eine Mehlspeise zu weiteren Nachforschungen anspornt. Diesmal sind es die böhmischen Mehlspeisen, die es Anton angetan haben, die ihn dazu verleiten, sich selbst in die Küche zu stellen.
Schwiegersohn Erich Felsberg ist wieder mit den Ermittlungen betraut und obwohl er sich die Einmischungen von Ernestine und Anton (erfolglos) verbittet, tauscht man sich innerhalb der Familie über den Kriminalfall aus. Diesmal allerdings kann er über die neugierige Nase von Ernstine ziemlich frph sein. Warum? Das verrate ich nicht.
Gut gefallen hat mir, dass erstens das Fräulein Irmi, die Sekretärin in Erich Felsbergs Dienststelle eine größere Rolle spielen darf und zweitens, dass Werner Wedel, einer seiner Mitarbeiter, sich von den antisemitischen Sprüchen seines Kollegen Julius Pinter distanziert. Ob das so bleiben wird?
Er ist mein Vorgesetzter entgegnete Wedel und solange er mich ordentlich behandelt, werde ich nicht gegen ihn schießen. Jude hin oder her. Es ist mir hundertmal lieber an einem spannenden Fall zu arbeiten, als immer bloß Akten von einem Zimmer ins andere zu tragen. Dafür bin ich nicht zur Kriminalpolizei gegangen. Irgendwann will ich auch die Karriereleiter hochklettern. Dafür muss ich Erfolge vorweisen können.
Es ist zu hoffen, dass diese Einstellung Wedels Erich gegenüber länger anhält.
Das Cover ist wieder einmal super gelungen und passt perfekt zu den anderen der Reihe.
Fazit:
Gerne gebe ich hier abermals 5 Sterne und warte gespannt auf den nächsten Band.