Inhalt:
New York, 1948: Luise Adler, ein junges Mädchen aus Deutschland mit goldblondem Haar und stiller Entschlossenheit, betritt amerikanischen Boden in der Hoffnung auf ein neues Leben. Ihr Verlobter Jo hatte sie mit einem letzten Brief vorausgeschickt, doch nun ist er nirgends zu finden. Während die Zeit verrinnt, wird Luises einsames Warten am Flughafen zur Sensation. Zeitungen berichten von der deutschen War Bride, die ihr Glück sucht und zu scheitern droht. Sollte Jo nicht erscheinen, bleibt Luise nur der bittere Weg zurück ins zerstörte Deutschland. Doch die Anteilnahme der New Yorker wächst Hunderte Männer machen ihr kurzerhand Heiratsanträge, um sie vor dem drohenden Schicksal zu bewahren.
Sieben Jahrzehnte später begibt sich Luises Enkelin Elfie auf eine eigene Reise. Die Vergangenheit ihrer Großmutter lässt sie nicht los, und so fliegt auch sie über den Atlantik auf der Suche nach der Wahrheit, nach Liebe und einem Platz, an dem sie ankommen kann.
Sprache und Atmosphäre:
Charlotte Inden verwebt zwei Zeitebenen zu einem Roman, der leise Töne anschlägt und viel Raum für Zwischentöne lässt. Ihre Sprache ist schlicht gehalten, manchmal fast zu zurückhaltend, wodurch der Erzählfluss streckenweise an Spannung verliert. Es fehlt jener Sog, der den Leser mühelos zwischen Vergangenheit und Gegenwart trägt und beide Handlungsstränge zu einem dichten Ganzen verbindet.
Trotz des vielversprechenden Rahmens gelingt es der Autorin nicht immer, die besondere Atmosphäre der Nachkriegszeit einzufangen. Gerade New York als Schauplatz bleibt erstaunlich blass, ebenso die emotionale Wucht von Luises existenzieller Situation. Auch in der Gegenwartsebene bleibt vieles vage Elfies Suche nach sich selbst und der großen Liebe wirkt aufgesetzt und wenig authentisch.
Figuren und persönliche Eindrücke:
Der Roman lebt von der Idee zweier Frauen, deren Leben durch Jahrzehnte und Schicksalsschläge miteinander verwoben sind. Doch genau hier offenbart sich die größte Schwäche: Beide Protagonistinnen bleiben seltsam farblos. Luises innere Zerrissenheit, ihre Angst und Hoffnung, all das bleibt Behauptung echte Nähe entsteht kaum. Elfie wiederum agiert oft sprunghaft, ihre Gedankengänge bleiben für den Leser schwer nachvollziehbar.
Besonders bedauerlich ist, dass das spannende historische Thema der War Brides Frauen, die nach dem Krieg ihren amerikanischen Verlobten folgten kaum Tiefe erhält. Stattdessen verflacht die Handlung zunehmend und verliert sich in Belanglosigkeiten. Was als emotionale Reise zweier Generationen angelegt ist, entwickelt sich zu einer vorhersehbaren Geschichte ohne große Überraschungen.
Fazit:
Im Warten sind wir wundervoll berührt ein historisch faszinierendes Kapitel, schöpft dessen Potenzial jedoch nicht aus. Figuren und Handlung bleiben blass, und so hinterlässt der Roman den Eindruck einer verpassten Chance. Es fehlt an Tiefe, an emotionaler Wucht und an einer klaren Linie, die beide Zeitebenen überzeugend miteinander verbindet. 3 von 5 Sternen