Dr. Maya Borin geht in ihrem Beruf als Ärztin für Frühgeborene auf. Doch dann erhält sie einen Anruf. Ihre Mutter hatte einen schweren Autounfall und Maya dringend zu Hause gebraucht wird. Mit der Rückkehr in ihr Elternhaus brechen die alten Erinnerungen und auch die Wunden aus ihrer Kindheit wieder auf.
Fließend wechselt die Autorin zwischen Gegenwart und Erinnerungen. Erinnerungen, die bei Mayas eng mit Tobias, ihrem kleinen Bruder, zusammenhängen. An eine Kindheit als Glaskind. Während ihre Mutter an Tobis Verhalten, seinen Weinkrämpfen und selbstzerstörerischen Anfällen verzweifelt, scheint zwischen Tobi und Maya ein enges Band zu existieren. Obwohl Maya erst 6 Jahre und Tobi ein sehr schwieriges Kind ist, scheint nur sie seine Bedürfnisse zu spüren. Das Mädchen hat mir unwahrscheinlich leidgetan. Immer wurde Mayas Leben den Bedürfnissen des kleinen Bruders angepasst. Zu lesen, wie gedankenlos Mutter Doris Erziehungsaufgaben an Maya delegiert, nein einfordert, ungeachtet dessen, welche Einschränkungen das Mädchen auf sich nimmt, macht sehr traurig. Mir hat es gefallen, wie der innerliche Bruch in Maya von der Autorin wahlweise mit Farben und immer wieder mit Glas, Glas, Glas beschrieben wurde. Das war so passend, da die daraus abgeleiteten Worte Mayas Seele treffend gespiegelt haben.
Wütend hat es mich gemacht zu erfahren, dass Merlin, der Kleinste in der Familie Borin, nie mit einbezogen wurde. Anfangs ist er noch zu klein, aber auch später übernimmt er keinerlei Verantwortung für seinen Bruder. Sogar jetzt, wo Mutter Doris im Krankenhaus liegt, versucht er sich aus der Verantwortung zu stehlen. Da kommt er wohl sehr nach seinem Vater. Das Buch ist keine leichte Lektüre und doch empfehle ich es uneingeschränkt weiter. Von mir gibts 5 Lese-Sterne.