Play of Hearts ist der erste Band der Romantasy-Duologie The Hearts Duet. Optisch ist das Buch wunderschön. Das Cover passt perfekt zur Geschichte und harmoniert eindrucksvoll mit dem Farbschnitt. Aber auch das Innenlayout kann sich sehen lassen. Bevor ich in die Geschichte starte, erwartet mich eine doppelseitige Illustration des Cirque du Coeur, der im späteren Verlauf der spannende Dreh- und Angelpunkt der Erlebnisse der 18-jährige Genevieve Evie Magâme sein wird.
Blumen sind ein zentrales Element in dieser Geschichte und finden sich in liebevollen sowie unterschiedlichen Gestaltungen im gesamten Buch wieder. Besonders die Kapitelzahlen werden wunderschön mit Blumen eingerahmt, diese verändern sich und passen sich der Aufteilung des Buches an. Zudem sind die Kapitel betitelt, was mir eine leise Ahnung gibt, was mich erwarten wird.
Play of Hearts ist in drei Akte unterteilt. Im ersten Akt steht Evie mit ihrer Familie im Fokus. Es ist unglaublich interessant zu erfahren, dass die Familie als Seelenmagier dem Tod dienen und den von ihn bedachten Menschen in ihren letzten Minuten zur Seite stehen. Doch dafür werden sie von den Bewohnern von Willow Falls geächtet und besonders Evie leidet darunter. Die Atmosphäre ist besonders zu Beginn sehr düster und emotional traurig aufgeladen. Erst als Evie Arthur begegnet, wird es langsam heller in der Geschichte.
Ab dem zweiten Akt verschlägt es Evie in einen geheimnisvollen Zirkus und im dritten Akt laufen viele der Fäden zusammen.
Play of Hearts beginnt elf Jahre vor den tatsächlichen Ereignissen und ich begegne der traurigen Ich-Erzählerin Genevieve. Ihre Sehnsucht nach Freundschaft ist riesengroß und ich empfinde großes Mitleid mit ihr. Doch Wünsche sind gefährlich und diese Erfahrung muss sie auf dramatische Weise machen. Danach ist Genevieves Leben noch einsamer als zuvor und diese Trostlosigkeit und bedrückende Atmosphäre schwappt bis in die Gegenwart herüber.
Stück für Stück werde ich in die magische Welt von Genevieve eingeführt, wobei ich vom Setting immer ein bisschen zwischen Realität und Fantasy pendele. Willow Falls weckt in mir Assoziationen zu einem Dorf aus dem Mittelalter, während gleichzeitig der Zirkus märchenhaft erscheint. Der Kontrast zwischen den beiden Schauplätzen ist groß, was mir gut gefällt.
Der Schreibstil ist zu großen Teilen sehr melancholisch und mit zahlreichen Umschreibungen und Wiederholungen angefüllt. Er ist jedoch flüssig und angenehm lesbar. Juli Dorne kommt ohne komplizierte Satzkonstruktionen aus, sodass ich mich gut in der von ihr erschaffenen Welt zurechtfinde. Das Tempo der Erzählung bleibt größtenteils gemächlich. Zu Beginn bleibt vieles hinter einem Nebel liegen und nur langsam lüftet sich dieser. Juli Dornes umfassende Erklärungen rauben mir gelegentlich die Überraschungsmomente. Dafür sind die kleineren Höhepunkte immer voller Spannung und mit faszinierendem Plot Twists ausgeschmückt.
Ein toller Erzählfaden hätte Evie und Arthurs beginnende Freundschaft und Liebe sein können. Der Anfang ihres Kennenlernens ist stark und durchbricht diese melancholische Grundstimmung. Wie ein wärmender Sonnenstrahl ist Arthurs Auftauchen und langsam hellt sich die Atmosphäre in der Geschichte auf. Evie erblüht und es ist schön, sie endlich auf dem Weg zum Glück zu erleben. Ich kann gut nachvollziehen, wie sehr sie sich in Arthur verliebt und sich dadurch eng an ihn binden möchte. Doch Arthur hat erstaunlicherweise nur eine kleine Gastrolle und wird dann zu einem Geist degradiert, der durch Evies Gedanken streicht.
Leider bleibt dadurch Arthur als Charakter unglaublich blass, da er von Evie beinahe glorifiziert wird. Mir ist das zu viel Schwärmerei für einen Mann, der kaum Teil dieser Geschichte ist.
Evies subjektive Eindrücke und Gefühle ermüden mich zwischenzeitlich. Ich habe verstanden, dass ihre soziale Isolation sie sehr melancholisch werden lässt und kann ihren Wunsch nach einer Freundschaft absolut nachvollziehen. Wundervoll finde ich, dass sich Evie nicht von ihrer Traurigkeit und Familie niederdrücken lässt und dem Ganzen Blumen entgegensetzt, indem sie deren Samen überall verteilt. Sogar ihre Selbstzweifel kann ich verstehen. Doch die ständige Wiederholung ihres Gedankenkarussells bringen immer wieder langatmige Passagen mit sich und drücken auf die Spannung.
Hinzu kommt Evies Naivität, die im Verlauf kaum weniger wird. Das finde ich schade, denn durch weitere Charaktere, die nach und nach eingeführt werden, erfährt Evie durchaus, wie es anders gehen kann. Ihre Gutgläubigkeit kennt keine Grenzen und es fehlt ihr häufig die Fähigkeit, ihre Handlungen zu reflektieren. So setzt kein Lerneffekt ein und sie tappt immer wieder in die gleichen Fallen.
Umso interessanter finde ich dafür Rémi. Er ist der Enkel des Zirkusdirektors und ein herausragender Illusionist. Seine kühle Art und sein mysteriöses Verhalten bringen Schwung in Play of Hearts. Seine Unnahbarkeit finde ich erfrischend. Rémi ist ein vielschichtiger Charakter. Er treibt mit seinen undurchschaubaren Plänen die Handlung konsequent voran. Ich bin begeistert, wenn er in die Szenerie eingebettet wird.
Auch einige der Nebenfiguren, die größere Rollen in der Geschichte innehaben, wie Enfi und Atlas, bereichern Play of Hearts. Sie umgeben immer wieder Geheimnisse, die vielleicht im zweiten Band enthüllt werden.
In Play of Hearts finden sich auch kleine fantastische Lebewesen, die den magischen Anstrich der Geschichte verstärken und dem Handlungsaufbau Tiefe verleihen.
Ab dem letzten Drittel zieht die Spannung richtig an. Die Geschichte nimmt Fahrt auf und nun möchte ich unbedingt herausfinden, ob Evie ihr Ziel erreichen kann. Der Fantasy Anteil nimmt ebenfalls stark zu, was mir gefällt. Juli Dorne gelingt es, einen weiteren interessanten Schauplatz zu integrieren und damit eine gute Portion Action ins Buch zu bringen. Alles spitzt sich auf den unvermeidlichen Showdown zu, der mich in der Umsetzung überraschen kann.
Nur der angelegte Cliffhanger am Ende hat leider keinen Aha-Effekt, da ich diesen schon lange habe kommen sehen.
Dennoch bin ich sehr gespannt auf den zweiten Teil der Reihe.
Fazit:
Eine atmosphärische Romantasy mit faszinierendem Zirkusflair und einem geheimnisvollen Antagonisten. Allerdings fordern langatmige und sich inhaltlich wiederholende Passagen meine Geduld. Auf den zweiten Teil der Dilogie freue ich mich dennoch.