Das örtliche Tourismusbüro hat mit dem Deutschen Kai Kröker einen neuen Direktor, der wenig von Transparenz hält und Altaussee für chinesische Touristen attraktiv machen möchte. Dafür scharwenzelt er um eine vierköpfige chinesische Delegation herum, die wiederum überlegen, eine Kopie von Altaussee in China aufzubauen. Diese Idee spaltet das Dorf, hat man ja Hallstatt als abschreckendes Beispiel vor der Haustür. Man demonstriert gegen den Ausverkauf der Heimat und kommt so einem umtriebigen Baumeister in die Quere, der mit fragwürdigen Mitteln agiert.
Auch sonst bahnen sich einige Änderungen in Altaussee an. Die Frau Doktor Kohlross heiratet und arbeitet nach einer Beförderung nur mehr Teilzeit. Daher kommt mit Emina Jovanovic eine neue Ermittlerin ins Spiel, Gasperlmaiers Kollegin Manuela ist schwanger (aber nicht krank, wie sie nicht müde wird, zu betonen) und Schwiegertochter Richelle arbeitet im Tourismusbüro und hat ungeahnte Kenntnisse.
Wenig später schwimmt einer, der Chinesen, deutschstämmige Rinderer Johann Ning, tot im Pool des Hotels Lakeview. Obwohl auf den ersten Blick keine offensichtliche Fremdeinwirkung zu sehen ist, lässt Frau Doktor Kohlross die Leiche ins Krankenhaus von Liezen zur Obduktion bringen. Dort wird der Tote, auf Anordnung des Außenministeriums, vom BKA quasi entführt. Auch der Leihwagen mit dem Rinderer zuvor einen Unfall hatte, verschwindet spurlos.
Keine Leiche - keine Ermittlungen. Gasperlmaier und Fr. Doktor Kohlross kommt das eigenartig vor, weshalb dezent und unter dem Radar weiter recherchiert wird.
Und ihr habt völlig recht - zwei solche Unfälle hintereinander. Das stinkt! (S 119)
Man befragt die anderen Delegationsmitglieder, was nur über die Dolmetscherin Lin Lien, die in München studiert hat, möglich ist. Die beiden anderen Männer der Gruppe behaupten, weder die deutsche noch die englische Sprache zu verstehen.
Wenig später findet man den umtriebigen Tourismusobmann in einem ausgebrannten Autowrack....
Meine Meinung:
Wie schon Commissario und Viechbauer Johann Grauner von Lenz Koppelstätter, liebäugelt auch Chefinspektor Franz Gasperlmaier mit dem Übertritt in die vorzeitige Alterspension, denn Gasperlmaier mag Veränderungen in seinem Umfeld nicht gar so gerne. Außerdem sind ihm die neuen Ermittlungsmethoden mit den ganzen technischen Spielereien und der OFA, der operativen Fallanalyse, von der Manuela ständig schwärmt, ein bisschen zu komplex.
Für ihn zählt der Hausverstand und solide Polizeiarbeit.
Herbert Dutzler hat mit diesem 12. Fall wieder mehrere sozialkritische Aspekte aufgegriffen: Den überbordenden Tourismus im Salzkammergut und die Bautätigkeit von Baumeistern und Immobilienhaien, die nur auf den schnellen Profit aus sind und deswegen ausschließlich teure Ferienwohnungen bauen, weshalb es für Einheimische kaum mehr leistbare Wohnungen mehr gibt. Auch die sexuellen Übergriffe, denen Frauen im Gastgewerbe ausgesetzt sind, finden Eingang in diesen Krimi.
Natürlich dürfen Einblicke in die schöne Landschaft des Ausseerlandes nicht fehlen. Wir dürfen auch wieder die Deckel der Kochtöpfe im Haus Gasperlmaier lüpfen und mit den Nachbarn eine private Weinkost absolvieren.
Und das alles wird in flüssigem österreichischen Deutsch präsentiert. Das Keks ist bei uns sächlichen Geschlechts, während der Gummi in allen Varianten ob Haar- oder Kaugummi sowie als Dialektbezeichnung für Kondom und Autoreifen, grammatikalisch männlichen Geschlechts ist.
Fazit:
Wieder ein fesselnder Krimi rund um Chefinspektor Franz Gasperlmaier und Altaussee. Bin schon neugierig, ob er ernst damit macht, in Pension zu gehen. Gerne gebe ich diesem 12. Fall, der das Dutzend voll macht, 5 Sterne.