Yumi and the Nightmare Painter war für mich eine ganz besondere Lektüre still, poetisch und gleichzeitig voller leuchtender Bilder. Brandon Sanderson hat hier eine Geschichte erschaffen, die sich ganz anders anfühlt als seine üblichen Werke, und genau das hat mich so überrascht. Die Welt, inspiriert von japanischer und koreanischer Kultur, ist unglaublich atmosphärisch. Auf der einen Seite die dunkle, neonfarben flackernde Stadt voller Albträume, in der Nikaro der sogenannte Nightmare Painter gegen Schattenwesen kämpft. Auf der anderen Seite Yumis Welt, von Licht und Ritualen geprägt, in der sie als yoki-hijo durch das kunstvolle Stapeln von Steinen Geister herbeiruft.
Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein Yumi, gefangen in Pflichten und Tradition, und Nikaro, zerrissen von Selbstzweifeln und einem Gefühl der Leere. Doch als ihre Welten auf seltsame Weise miteinander verbunden werden, beginnt eine leise, vorsichtige Annäherung, die ich sehr berührend fand. Ihre Entwicklung hat mich wirklich mitgenommen es geht nicht nur um Magie oder Weltrettung, sondern darum, sich selbst zu erkennen und über sich hinauszuwachsen.
Sandersons Schreibstil ist hier viel weicher, beinahe märchenhaft mit liebevollen Details und einem besonderen Blick für Zwischentöne. Besonders gefallen hat mir der Humor des Erzählers (Hoid!), der zwischendurch mit seiner ganz eigenen Stimme durchscheint. Die Geschichte braucht etwas Zeit, um sich zu entfalten, aber wenn man sich darauf einlässt, wird man mit einem wunderschönen, emotionalen Finale belohnt.
Für mich war dieses Buch wie ein stiller Anime in Romanform melancholisch, kunstvoll und voller Herz. Perfekt für alle, die Fantasy mögen, die mehr ist als nur große Schlachten.