Der Roman spielt in den 50ziger Jahren in Köln. Das Leben geht wieder seinen normalen Gang, aber unter der Oberfläche gärt es und unbequeme Fragen verlangen nach Antworten. Im Mittelpunkt steht Cosima, Kriegskind und Erbin eines großen Industriekonzerns. Während die Familie , allen voran Onkel Theodor, sich auf die Zukunft konzentriert und damit beschäftigt ist, den Reichtum zu mehren, werden die Kriegsjahre ganz schnell vergessen. Durch einen unangenehmen Vorfall bei einem Empfang ist Cosimas Interesse an der Vergangenheit entflammt. Es mehren sich Hinweise , dass ihre Familie sich an jüdischem Eigentum bereichert hat.. Auch persönlich hat Cosima Fragen. Ihr Vater hatte ende des Krieges einen tödlichen Jagdunfall. Ihre Mutter beteuert immer, wie glücklich ihre Ehe gewesen sei. Doch Cosima kommen Zweifel, als sie einen Liebesbrief ihres Vaters an eine Unbekannte findet. Ihr Onkel reagiert auf ihre Fragen unerwartet mit heftiger Ablehnung. So muss Cosima selbst nach Antworten suchen und bringt sich damit in Gefahr. Auch heute noch funktionieren die alten Seilschaften .
Die Autorin erzählt die Handlung auf zwei Zeitebenen. Da ist das aktuelle Geschehen rund um Cosima und in Rückblicken die Ereignisse während der Nazizeit. Besonders gelungen fand ich den jeweiligen Zeitpunkt des Zeitsprungs, denn er geschieht immer dann , wenn es einen aktuellen Bezug zum anderen Handlungsstrang gibt. Cosima wächst behütet, geliebt und in elitärer Umgebung auf. Trotzdem sieht sie, dass es anderen schlechter geht und fühlt sich zur Hilfe verpflichtet. Das fand ich sehr empathisch. Die Art und Weise wie die Familie ihr Imperium aufgebaut hat und damit verbunden die tragische Lebensgeschichte ihres Vaters haben sie schwer getroffen. Ich konnte das gut nachvollziehen, denn plötzlich gibt es keine Sicherheit mehr und ihr Bild der heilen Familie bekommt unkittbare Risse. Zumal sich alle weigern über die Vergangenheit zu reden und für das damalige Geschehen Verantwortung zu übernehmen. Ich fand Cosimas Hartnäckigkeit bewundernswert.
Das Buch liest sich fesselnd und hat zweitweise den Charakter eines Krimis. Dabei hat es viele Emotionen bei mir geweckt von Wut, Trauer, Fassungslosigkeit über das menschenverachtende Unrechtsregime bis hin zu Genugtuung am Ende. Ich konnte mich ganz in die Geschichte versenken und ich finde es wichtig, dass die Autorin die beschämende Rolle der Großindustrie während der Nazidiktatur beleuchtet. Und sie dabei einen Roman schreibt , der trotz des schweren Themas sehr gut unterhält.