Yumiko, wurde zwar in Japan geboren, lebte dort jedoch nie. Ihre Schule beendet sie in Sydney als Musterschülerin, um dort im Anschluss Medizin zu studieren. Das Studium dauert 6 Jahre. Im Anschluss arbeitet sie als Ärztin im Praktikum und nicht-akkreditierte Assistenzärztin in unterschiedlichen Kliniken in Australien. Dabei hat sie stets ihr Ziel im Blick Chirurgin der plastischen Chirurgie. Diesem Ziel ordnet sie alles unter. Und dann erleidet sie nach 8 Jahren, in denen sie in verschiedenen Krankenhäusern tätig war, jedoch noch nicht in das Ausbildungsprogramm zur Fachärztin der plastischen Chirurgie aufgenommen wurde, einen Burnout.
Ich war sehr neugierig auf die Lebens- und Leidensgeschichte von Yumiko Kadota. Schnell musste ich jedoch feststellen, dass mir ihre Schilderungen zu sehr an der Oberfläche blieben. Sie breitet ihre Ausbildung in aller Breite vor uns aus. Gefühlt lässt sie keinen Arzt, keine Erkrankung und keinen Patienten aus, denen sie begegnet ist. Das ist natürlich eine Übertreibung, Die Geschichte fühlte sich für mich jedoch so an. Lieber wäre mir gewesen, wenn die Autorin in einzelne Szenen tiefer eingetaucht wäre. Weniger wäre hier mehr gewesen. So plätscherte das Buch für mich vor sich hin.
Mit Yumiko konnte ich mich weder identifizieren noch konnte ich ihr Leid nachfühlen. Bei vielen Belastungen/Beschwernissen, die sie beklagte, dachte ich mir, dass das im Arbeitsleben ganz selbstverständlich und normal ist. Sie erschien mir oft zu sensible und auf sich selbst bezogen. Dazu möchte ich jedoch anmerken, dass ich die Arbeitswelt generell als toxisch beschreiben würde, Yumikos als auch meine. Chefs spielen eigentlich immer ihre Macht an einem gewissen Punkt aus und erwarten, dass der Arbeitnehmer/Untergebene Folge leistet. Arbeit bedeutet keine Beziehung auf Augenhöhe, es gibt stets ein Machtgefälle.
Emotionen konnte ich bei Yumiko erst spüren, nachdem sie im Krankenhaus gekündigt hatte. Ihren Weg aus dem Burnout und der Depression konnte ich fühlen.
Im gesamten Buch wird Yumikos Sozialisation deutlich. Als Kind musste sie neben der regulären Schule am Nachmittag noch eine japanische Schulbildung meistern. Daher und aufgrund ihrer Erziehung durch ihre japanischen Eltern, verfügte sie über großen Ehrgeiz, eine hohe Opferbereitschaft, einen strengen Umgang mit sich selbst. Das alles führte neben einem unmenschlichen Krankenhaussystem zu ihrem Zusammenbruch. Diese Wechselwirkung ist sehr deutlich geworden.
Im Großen und Ganzen wird mich das Buch jedoch nicht sonderlich begleiten und ich werde den Inhalt bestimmt schnell wieder vergessen haben. Es war einfach nicht eindringlich genug. Zu fremd ist mir der Mensch Yumiko geblieben.