Emotional Female von Yumiko Kadota hat mich etwas zwiespältig zurück gelassen.
Yumiko, als Tochter japanischer Eltern geboren und in Australien aufgewachsen , berichtet über ihr Leben. Sie ist Musterschülerin, studiert Medizin und zeigt viel Ehrgeiz, immer die Beste zu sein. Als sie in verschiedenen Stationen den klinischen Alltag erlebt, will sie auch hier die Beste sein und stellt alles hinter ihrem Wunsch zurück, als Fachärztin in der plastischen Chirurgie tätig zu werden. Während ihrer Ausbildung erfährt sie immer wieder Rassismus, sexuelle Belästigung und Mobbing, von Überarbeitung ganz zu schweigen. Insbesondere als Frau wird sie Opfer männlicher Attacken.
Yumiko beginnt schon früh damit, sich in eine Opferrolle zu begeben. Dass das nur eine Frage der Zeit ist, bis sie in den Burnout gerät, ist naheliegend.. Während des Lesens hätte ich Yumiko oft gerne mal geschüttelt. Gerade als Medizinerin müsste sie wissen, zu was ihr Verhalten führen kann. Sie wehrt sich nicht aus Angst um ihre Karriere, pflegt keine Freundschaften, sie lebt nur noch für Arbeit und Karriere. Freizeit? Wird überbewertet.Obwohl sie als gebürtige Japanerin gelernt hat, keine Emotionen zu zeigen, lässt sie sich von männlichen Kollegen als typisch weiblich emotional bezeichnen. Das erkennt sie allerdings erst, als es zu spät ist.
Der Teil über Yumiko Kaditas Weg in den Burnout ist sehr ausführlich und auch nachvollziehbar beschrieben, der Weg aus dem Burnout kommt mir leider etwas zu kurz. Und auch auf ihrem Weg aus dem Burnout verfällt Yumiko immer wieder in ihr altes Muster, gut sein zu wollen Mir fehlt hier etwas: Selbstreflexion hätte der Autorin gut getan. Denn um etwas zu ändern, muss man auch selbst dafür kämpfen und z. B. Gleichgesinnte suchen.
Was mir im Buch zusätzlich gefehlt hat, sind statistisch untermauerte Tatsachen. Auch Männer geraten in den Burnout, die Zahlen sind auch hier erschreckend hoch. Männer gehen aber seltener zum Arzt oder Psychologen, um sich Hilfe zu holen. Sie greifen eher zu Tabletten oder Alkohol. Daher ist die erfasste Zahl der Erkrankungen bei Frauen erheblich höher. Und das nicht nur im Gesundheitswesen, hier aber überproportional. Und speziell in diesem Bereich versagt die Politik auch hier in Deutschland!
Die eindringliche Warnung im Buch ist, dass alle Menschen besser auf sich und ihre Gesundheit achten müssen, auch wenn sie dadurch gegen wie auch immer geartete Hindernisse prallen. Um wirklich wieder aus dem Burnout herauszukommen, reichen mir die Ausführungen der Autorin allerdings nicht aus. Wer aufgrund des (Unter)Titels eine Hilfestellung für den Weg aus dem Burnout sucht, wird hier sicher enttäuscht sein.
Ich kann dem Buch leider nur gute 3 Sterne geben!