Als Programmiererin Lara unerwartet für ihre Chefin einspringen muss, um auf der GameChanger-Convention das Spiel Novel Haven ihrer Firma vorzustellen - und bitte den Wettbewerb und das Preisgeld zu gewinnen - ist sie voller Sorge. Denn Vorträge und Connecten mit Menschen machen ihr Angst. Vor Ort trifft sie auf Spieleentwickler Luca, der es mit seiner Art überraschenderweise schafft, ihr einen Teil der Angst zu nehmen. Beide fühlen sich voneinander angezogen und noch viel wichtiger: miteinander wohl. Doch sie dürfen eines nicht vergessen: Sie sind und bleiben Konkurrenten und das Preisgeld ist überlebenswichtig, um die jeweiligen entwickelten Spiele auch auf den Markt bringen zu können...
Novel Haven ist ein niedlicher Roman, der Gamerherzen höher schlagen lässt. Er wirkt durch sein Detailreichtum rund ums Gaming - begonnen beim Cover über die Arbeit der Figuren bis hin zu der Convention - sehr authentisch und ist mir so noch nicht begegnet. Gleichzeitig hat er ein ruhiges Tempo und verbreitet eine Cosy Stimmung. Das Spiel, das die weibliche Hauptfigur Lara mitentwickelt ist eine Variante von Stardew Valley für BuchliebhaberInnen und ich wünschte, es würde tatsächlich existieren!
Die Geschichte wird aus wechselnder Perspektive der beiden Hauptfiguren Lara und Luca wiedergegeben und besonders Luca habe ich schnell ins Herz geschlossen. Mit Lara und ihrer teils widersprüchlichen Art (Einerseits wahnsinnig introvertiert, andererseits plötzlich extrem aufgeschlossen gegenüber Luca) brauchte ich etwas länger, um warm zu werden. Nachdem sich die beiden Figuren jeweils innerlich zum gefühlt hundertsten Male in Erinnerung riefen, dass sie ja Konkurrenten seien, dann aber überhaupt nicht danach handelten, musste ich doch ein paar Mal mit den Augen rollen, weil es einfach total unglaubhaft wirkte. Hier wurde definitiv Spannung durch inneres Kämpfen mit sich selbst/gegen die Gefühle und auch Spice zwischen den Figuren liegen gelassen. Gemeinsam sind sie aber ein sehr süßes Paar.
Beide Figuren haben mit Schwierigkeiten und Traumata zu kämpfen, die dem Roman viele Aspekte verliehen und mich berührten. Zeitgleich hätte ich mir aber tatsächlich eine realistischere und tiefergehende Auseinandersetzung damit gewünscht. Es wirkte manchmal ein bisschen so auf mich, dass die bloße Anwesenheit des anderen die Traumata nahezu heilt. Neben den vorhanden Facetten der Figuren hat mir thematisch besonders gut gefallen, dass die Autorin Wert darauf gelegt hat, darzustellen, wie schwer es für Frauen ist, in dieser/einer männerdominierten Branche zu arbeiten (Stichwort: sexistische Kommentare und Verhaltensweisen). Auch die Nebenfiguren, insbesondere Laras beste Freundinnen, waren gut ausgearbeitet und haben den Roman vielseitig gestaltet.
Die Handlung plätscherte manchmal ein bisschen vor sich hin und war sehr cosy, sodass es mir neben den doch überwiegend vorhersehbaren Hintergründen etwas an Spannung fehlte. Zum Ende hin überschlugen sich dann die Ereignisse, deren Auflösung mir manchmal zu rosarot und unrealistisch vorkamen. Trotzdem muss man Novel Haven gerne haben, nicht nur wegen der süßen Beziehung zwischen Luca und Lara, sondern vor allem wegen seiner Sanftheit in der Erzählung.