Eine Tür aus Silber und Lügen ist der zweite Teil und Abschluss von Akram El-Bahays Dilogie Die Buchreisenden. Diese Rezension enthält möglicherweise Spoiler zum ersten Band.
Adam, Elisa, William und ihr Team aus Buchfiguren machen sich auf die Jagd nach den letzten Sätzen und Büchern, um die silberne Tür zu öffnen - und hoffentlich endlich Jane Archer zu befreien. Es gilt den Sommernachtstraum zu ergattern, das noch unbekannte Buch zu identifizieren und sich dem Vampyr zu stellen. Und die skrupellosen Libronauten sind ihnen dicht auf den Fersen. Die Zeichen stehen auf Action - und die liefert das Buch auch. Rasant und zunehmend atemlos fegen die Protagonisten durch die Handlung, stellen sich ihren Gegnern, enthüllen Geheimnisse, fahren Verluste ein.
Hohes Tempo, hohes Spannungsniveau? Ja, aber dieses pausenlose Rumgehetze von einer (Lebens)Gefahr in die nächste hat mich beim Lesen auch etwas abgestumpft. Wie schon im ersten Band gab es wenige Erholungspausen, in denen sich die Figuren und Leser:innen den Verlusten und Beziehungen widmen durften. Vielleicht sogar noch weniger. Jedenfalls zu wenige für mich. Die Figuren waren mir noch gleichgültiger und/oder unsympathischer als im ersten Band - das hat das Buch für mich eher zu einer Abfolge emotionsloser Actionszenen gemacht, bei denen ich nicht so wirklich mitfiebern konnte. Dafür blieb meine Konzentration an all den kleineren und grösseren Logiklücken und Plotholes hängen, die das Buch leider auch bietet. Auf viele meiner Fragen kann ich mir keine andere Antwort denken als weils der Plot verlangt. Und leider haben mich auch die bereisten Welten diesmal weniger abgeholt. Die liebevollen und phantastischen Details und Tiefen waren zu rar gesät und haben durch die Atemlosigkeit der Geschichte zu wenig Platz erhalten.
Und obwohl mir die propagierte moralische Botschaft als solche gefällt, fand ich sie im präsentierten Kontext nicht stimmig sondern aufgesetzt.
Eine Tür aus Silber und Lügen rundet die Dilogie temporeich und grösstenteils schlüssig ab, bleibt für mich aber emotional belanglos. Etwas mehr Raum für Figuren und Atmosphäre hätte der Geschichte gutgetan. Wer gerne plotgetriebene Geschichten liest mag hier auf seine Kosten kommen. Für mich war die Handlung zu sehr konstruiert und die Figuren zu flach.
Ich bedanke mich beim Lübbe Verlag für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung bleibt wie immer trotzdem meine eigene.