"Was für ein Glücksfall für die deutsche Literatur(-Wissenschaft) und vor allem: wie langlebig. Im Jahr 1963 gründete Heinz Ludwig Arnold 'Text+ Kritik', die Zeitschrift war stets mehr als Fachpublikation für den Wissenschaftsbetrieb. Dieser Anspruch wurde auch nach Arnolds Tod 2011 nie aufgegeben. Gerade ist Band 245 erschienen, der sich Rainer Malkowski (1939-2003) widmet. Gleichwohl auch er für eine Nische schrieb, gehörte er zu den wichtigsten Lyrikern seiner Generation. Wer ihn nur in der 'Alltagslyrik' der Siebzigerjahre verortet. tut diesem umfangreichen Werk Unrecht. Wer die Texte in diesem Band liest, erkennt dies. Zugleich leisten die Autorinnen und Autoren mit dieser Annäherung einen wichtigen ersten Schritt, um das Werk des Berliners für künftige Generationen zu erschließen. Auch Malkowski selbst kommt zu Wort - teilweise in Erstveröffentlichungen. Entdeckungen garantiert."
Münchner Merkur, 11. 2. 2025
"Eine Motivanalyse wagt Jan Wagner in seinem Beitrag. Dabei identifiziert er zwei Hauptmotive in Malkowskis Werk ('Die Uhr und die Karte') und interpretiert ihre Verwendung vor dem Hintergrund der biografischen Stationen des Autors. Walter Hettche wiederum beleuchtet in seinem Beitrag ('Zwischen Schiller und Willie Nelson. Rainer Malkowskis Greyhound-Bericht') eben jenes, das Malkowski während seines Aufenthaltes am Oberlin College in Ohio, USA im Rahmen eines Gastsemesters als Writer in Residence verfasste. Dieses Gedicht, das alltägliche Kleinigkeiten zu protokollieren scheint, präsentiere eigentlich ein Panorama des historischen und zeitgenössischen Amerika - vom Rindenkanu über die Raddampfer zum Hubschrauber, von der Sklaverei zur Homophobie und vom Schiller-Denkmal bis zu Willie Nelson. Friedemann Spicker wiederum lenkt seine Aufmerksamkeit auf das schmale, dennoch ergiebige aphoristische Werk Malkowskis und erweitert damit die allgemeine Rezeption seines Werkes nachhaltig.
Und so bietet diese Ausgabe von Text+Kritik nicht nur einen faktenreichen Einstieg in das Werk Malkowskis für Neuinteressierte, sondern auch eine anregende Vertiefung und Neubetrachtung für Kenner."
Sebastian Meißner, Literaturkritik. de, 22. 5. 2025