The Witch Collector ist der Auftakt der Witch Walker-Reihe von Charissa Weaks und entführt uns in eine düstere, magisch aufgeladene Welt voller alter Götter, Mythen und Geheimnisse.
Jedes Jahr erscheint der gefürchtete Witch Collector, um Hexen für den unsterblichen Frost King nach Winterhold mitzunehmen. Raina Bloodgood hat ihr Leben lang diesen Tag gefürchtet, und doch erhofft, denn seit Jahren wartet sie auf den Moment, an dem sie dem Collector gegenübersteht, um Rache für ihre verschleppte Schwester zu nehmen. Als es endlich soweit ist, läuft allerdings nichts nach Plan: Statt eines klaren Feindbildes sieht sie sich gezwungen, mit Alexus Thibault, dem Witch Collector selbst, zusammenzuarbeiten. Gemeinsam müssen sie einer größeren Bedrohung entgegentreten, die nicht nur ihre Welt, sondern auch ihre Herzen auf die Probe stellt.
Charissa Weaks gelingt es, eine unglaublich atmosphärische und bildhafte Welt zu erschaffen. Wälder, Flüsse, Eis und Magie verschmelzen zu einem Setting, das lebendig wirkt und mit vielen Details überzeugt. Besonders gelungen finde ich die Art, wie Magie dargestellt wird, nicht als simples Werkzeug, sondern eingebettet in alte Regeln, Rituale und Mythen, die der Geschichte Tiefe verleihen.
Auch die Charaktere tragen viel zur Faszination bei. Raina ist eine widerspenstige, wütende und zugleich verletzliche Protagonistin, die durch ihre innere Zerrissenheit glaubwürdig wirkt. Ihr Konflikt zwischen Hass, Verlust und der Notwendigkeit, Vertrauen zu wagen, ist spannend zu verfolgen. Alexus, der Witch Collector, ist weit mehr als nur ein düsterer Gegenspieler und entfaltet nach und nach unerwartete Facetten. Die Chemie zwischen den beiden funktioniert, das klassische Enemies to Lovers-Motiv ist spannend umgesetzt, ohne kitschig zu wirken.
Besonders gut gefallen haben mir die Mischung aus Romantik, Spannung und dunkleren Tönen. Weaks scheut sich nicht, Schmerz, Blut und Verlust einzusetzen, und verleiht damit der Geschichte eine Intensität, die weit über eine typische Fantasy-Romanze hinausgeht.
Ganz perfekt ist das Buch allerdings nicht. Manche Passagen ziehen sich, gerade in der Mitte, wenn viel erklärt und Weltenbau betrieben wird, ohne dass die Handlung groß vorankommt. Das Tempo schwächelt da ein wenig. Zudem entwickelt sich die Romanze manchmal schneller, als es zu Rainas ursprünglichem Hass und Misstrauen passt, einige Konflikte werden eingeführt, aber nicht immer konsequent zu Ende geführt. Und auch die Fülle an Mythen, Namen und Lore kann an manchen Stellen leicht überfordern.
Trotz dieser kleineren Schwächen hat mich The Witch Collector begeistert. Es ist atmosphärisch dicht, emotional mitreißend und voller Ideen, die Lust auf mehr machen. Wer romantische Fantasy mit düsterem Einschlag liebt, moralische Grauzonen spannend findet und Freude an detailreichem Weltenbau hat, sollte diesem Buch unbedingt eine Chance geben. Für mich war es ein gelungener Reihenauftakt, der neugierig auf die Fortsetzung macht.
Fazit: Ein starkes, bildgewaltiges Fantasy-Debüt mit faszinierenden Figuren und viel Gefühl, das nur durch kleinere Längen und etwas zu schnellen romantischen Entwicklungen gebremst wird. Verdiente 4 von 5 Sternen.