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Produktbild: Der Absturz | Édouard Louis
Produktbild: Der Absturz | Édouard Louis

Der Absturz

Roman

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»Dieses Buch ist der Abschluss eines Familienfreskos, das vor zehn Jahren mit 'Das Ende von Eddy' begonnen hat. « ÉDOUARD LOUIS

Die Geschichte von Louis' Bruder ist die eines ständig scheiternden Träumers: In der Arbeitswelt ohne Aussicht, wünscht er sich ein größeres Leben. Eines, in dem er Kathedralen restauriert, die Welt bereist und die Liebe seines Vaters verdient. Doch nichts davon lässt seine Wirklichkeit zu, er versinkt in Alkohol- und Spielsucht und bleibt ein tragischer Phantast. Dieses Buch ist ein schonungsloses und doch zartes Porträt des Bruders, der in berührenden Szenen immer wieder versucht, dem jüngeren Édouard einen anderen Weg ins Leben zu weisen als den eigenen.

»Frankreichs größte literarische Sensation. « The New York Times

»Es hat eine enorme aufpeitschende Kraft, wie Édouard Louis sein Leben reflektiert. « Edgar Selge

Produktdetails

Erscheinungsdatum
17. September 2025
Sprache
deutsch
Auflage
1. Auflage
Seitenanzahl
256
Autor/Autorin
Édouard Louis
Übersetzung
Sonja Finck
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
französisch
Produktart
gebunden
Gewicht
364 g
Größe (L/B/H)
225/137/24 mm
ISBN
9783351039578

Portrait

Édouard Louis

Édouard Louis, geboren 1992, gilt als einer der wichtigsten Autoren der jüngeren Generation. Sein Roman »Das Ende von Eddy« machte ihn 2015 international bekannt. Er erzählte darin von seiner Kindheit in einem Dorf in Nordfrankreich in prekärsten Verhältnissen. In »Anleitung ein anderer zu werden« erzählt er davon, wie er die Grenzen seiner Herkunft hinter sich ließ. Seine Bücher erscheinen in 35 Sprachen und werden an Bühnen überall auf der Welt fürs Theater adaptiert. Zuletzt erschienen »Im Herzen der Gewalt«, »Wer hat meinen Vater umgebracht« sowie »Die Freiheit einer Frau«. Édouard Louis lebt in Paris.

Sonja Finck, geboren 1978 in Moers, lebt als literarische Übersetzerin in Berlin und Gatineau (Kanada). Sie überträgt unter anderem Annie Ernaux ins Deutsche. 2019 erhielt sie den Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis.



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Von Monsieur am 14.09.2025

Das Ende des Bruders

Es ist mittlerweile fast ein Jahrzehnt her, dass Édouard Louis mit seinem Debüt Das Ende von Eddy in die literarische Öffentlichkeit trat und als außergewöhnliche Stimme einer neuen Generation französischer Autoren gefeiert wurde. Seitdem hat er mit seinen autofiktionalen Büchern unermüdlich das Terrain der eigenen Herkunft ausgeleuchtet und dabei die sozialen, ökonomischen und familiären Strukturen seziert, die ihn prägten. Mit Der Absturz legt Louis nun das vorläufig letzte Kapitel dieses Projekts vor. Im Zentrum steht diesmal sein älterer Bruder, dessen Leben von Anfang an von Scheitern und Selbstzerstörung gekennzeichnet war. Der Roman setzt mit einer Nachricht ein: Sein Bruder ist tot, keine vierzig Jahre alt, gestorben an den Folgen einer ungebremsten Alkoholsucht und des über Jahre misshandelten Körpers. Die Brüder hatten längst keinen Kontakt mehr, ihre Wege hatten sich auseinanderentwickelt, seit Louis der Enge seiner Kindheit entkommen war. Doch der Tod fungiert als Auslöser, um literarisch den Spuren dieses verlorenen Lebens nachzugehen. Louis begibt sich abermals in die Abgründe seiner Familie, deren Zerrissenheit die Leser aus den Vorgängerbänden bereits kennen, und fragt, inwiefern der Niedergang seines Bruders durch die Herkunft geradezu vorbestimmt war. Die Schilderungen der von Gewalt, Armut und Perspektivlosigkeit geprägten Kindheit sind zwar bekannt, wirken aber dennoch erschütternd. Louis gelingt es, diese Hintergründe nicht als bloße Entschuldigung für das Verhalten des Bruders darzustellen. Vielmehr arbeitet er heraus, welche persönlichen Entscheidungen, welche verpassten Chancen und welche zwischenmenschlichen Konstellationen den Absturz zusätzlich befeuerten. Dadurch bleibt die Erzählung ambivalent: Der Bruder erscheint als Täter und Opfer zugleich, verstrickt in eine Spirale aus Selbsthass, Aggression und gleichzeitiger Sehnsucht nach Nähe. Charakteristisch für Louis ist der distanzierte Blick, mit dem er diese Familiengeschichte beschreibt. Als Autor in Paris hat er die sozialen Verhältnisse, aus denen er stammt, hinter sich gelassen. Doch die Vergangenheit lässt ihn nicht los, sie drängt sich immer wieder in sein Leben und zwingt ihn, sich ihr zu stellen. Diese Spannung zwischen Distanz und Verbundenheit ist das Fundament einer literarischen Reflexion, die den Bruder in all seiner Widersprüchlichkeit zeigt: brutal und voller Hass, aber auch zuweilen komisch, ja sogar liebevoll. Die Unvereinbarkeit dieser Facetten bleibt bestehen und prägt den Roman bis zuletzt. Wie gewohnt schreibt Louis in einer Sprache, die frei von schmückendem Beiwerk ist. Er notiert Erinnerungen, Beobachtungen und Wertungen in einem direkten, fast dokumentarischen Stil. Gerade diese Unverblümtheit erzeugt Authentizität, aber auch Beklemmung. Der Absturz wirkt wie eine Anklage, nicht nur gegen eine Gesellschaft, die bestimmte Lebenswege von vornherein ausschließt, sondern auch gegen individuelle Haltungen, die den eigenen Untergang beschleunigen. Louis Bücher sind nie versöhnlich. Sie sind hart, rücksichtslos, und sie legen schonungslos die dunklen Seiten des Menschseins offen. Nach der Lektüre bleibt ein schales Gefühl zurück, ein Zweifel daran, ob Hoffnung in solch tristen Welten überhaupt möglich ist. Der Bruder steht exemplarisch für diese Grausamkeit: er ist sowohl Produkt als auch Mitgestalter einer Realität, die keinen Ausweg zulässt. Am Ende bietet Louis keine endgültige Deutung, keine klare Botschaft. Wie schon in seinem Debüt entlässt er die Leser ratlos und gerade darin liegt die Konsequenz seines Schreibens. Der Absturz ist ein würdiger Abschluss seines autobiografischen Projekts, nicht weil dieser Band als Finale inszeniert ist, sondern weil er erneut zeigt, dass Menschen nicht auf eine eindeutige Formel von Gut oder Böse zu bringen sind.
Von Luise am 13.09.2025

Ohne Filter

"Der Absturz" von Édouard Louis ist wohl der Abschluss einer dreibändigen Reihe des Autors, über das Leben in der Kindheit und Jugend und hier über das Leben und den Tod seines Bruders. Das Buch ist unabhängig zu lesen, man braucht keinerlei Vorkenntnisse, mich hat diese Lektüre jetzt aber neugierig auf die anderen Bücher gemacht. Der Autor kann so gut schreiben, er findet so gute Worte und Sätze, die ich mehrmals lesen muss, so gut sind sie. Als sein Bruder stirbt hatte er seit 10 Jahren schon keinen Kontakt mehr zu ihm, was er auch nicht bereut und ihn auch nicht betrauert. Diese Tatsache kommt ihm allerdings selber merkwürdig vor und so versucht er den Dingen auf den Grund zu gehen. Wie ist sein Bruder so geworden? Wer hatte Schuld? Hätte er selber etwas tun können? Und ganz wichtig, wo war der Punkt, an dem alles kippte. Schonungslos und offen geht es hier an die Familiengeschichte, Freunde und Freundinnen berichten, er selber erinnert sich an einzelne Szenen. Er geht in die Vergangenheit und sammelt Stichpunkte, sammelt Fakten und versucht auch zu interpretieren. Es gibt eine Abwärtsspirale der Enttäuschungen, der Sucht, des Alkoholismus, der Gewalt. Nichts wird hier beschönigt, niemand reingewaschen. Ein Leben, ein aussichtsreiches und junges Leben ist beendet und das tut schon beim Lesen weh. Der Autor wahrt eine gewisse Distanz, aber als Leser ist man hier ganz nah dran. Das Thema und der Schreibstil, das ist so gut aufgearbeitet, schmerzhaft, nachdenklich machend, aber wichtig.