Worum gehts?
Als Ji-Wons Vater sie von heute auf Morgen verlässt, fällt ihre Mutter in ein tiefes Loch, aus dem sie nur mühsam wieder hervorkommt. Bis George in ihr Leben tritt. George mit den blauen Augen und dem vollen Portemonnaie. George, der ein Doppelleben führt.
Meine Meinung:
Bei der Ankündigung feministischer Horror trifft auf gesellschaftlichen Nervenkitzel war ich wirklich gespannt, was uns in Monika Kims Romandebüt Das Beste sind die Augen wohl erwarten wird. Allein das Buch mit dem Buchschnitt ist der Hammer und super passend zum Inhalt, da einen beim Lesen durchweg blaue Augen anstarren, was den Gruselfaktor deutlich erhöht. Und das bei einem Schreibstil, der gefühlt seicht vor sich hinfließt und sich fast wie von selbst liest.
Ok, wen haben wir. Umma, die versucht, nach der Trennung von ihrem Mann das Leben für sich und ihre Töchter wieder hinzubekommen und sich in George verliebt. Dieser ist absolut Klischee, wie man sich z.B. S..-Touristen so vorstellt. Dann ihre Töchter Ji-Won aus deren Sicht wir das Buch lesen und Ji-Hyun, die eigentlich eine normaler 15-jähriger Teenie ist. Dann noch Alexis und Geoffrey, die Studienkollegen von Ji-Won da möchte ich nicht zu viel verraten, das müsst ihr schon selbst lesen.
Die Geschichte ist dann fast wie ein Unfall: Man will es nicht wissen, kann aber auch nicht aufhören zu lesen. Da wir das Ganze aus der Ich-Perspektive von Ji-Won erleben, kommt sie mir so harmlos und sympathisch vor. Oft verschwimmen Traum und Realität und selbst am Ende frage ich mich noch: War das echt? War das ein Traum? Kann das sein? Ich muss das Buch irgendwie immer noch sacken lassen. Es war ein Ausflug in toxisches Stalking, klischeehafte Faszination von Asiatinnen, Horror ja, den hatten wir auch und das mit den Augen war wirklich gruselig. Es wurde manipuliert, gelogen, betrogen. Es gab Doppelleben. Toxische Freundschaften. Lug und Trug. Morde. Das Buch hat wirklich eine große Bandbreite an Themen aufgenommen, auch zwischen den Zeilen. Was mir beim lesen leicht und harmlos vorkam, hatte doch eine nachhaltige Tiefe, die sich in die Haut einbrennt. Ich kann nicht sagen, ob das Buch gut oder schlecht war, aber es war auf jeden Fall ein faszinierender Pageturner, bei dem ich immer weiterlesen musste. Eine andere Realität. Erschreckend, grausam aber auch lebendig und aktuell. Von mir auf jeden Fall eine ganz klare Leseempfehlung an alle, die mal was anderes erleben möchten und ich bin gespannt, was wir von Monika Kim noch hören werden!
Fazit:
In ihrem Debüt Das Beste sind die Augen entführt uns Monika Kim in eine Realität, bei der man oft nicht weiß, was real ist und was nicht. Wir haben eine ganze Bandbreite an Genres und Themen. Es ist spannend, es ist gut zu lesen, es ist grausam, es ist alptraumhaft und es ist gesellschaftlich. Ich habe noch kein Buch gelesen, wie dieses und war die ganze Zeit über gefesselt und fasziniert. Aber auch angeekelt und erschrocken. Das ist ein Buch der anderen Art, das mich auf seine ganz eigene Weise begeistert hat. Es war leicht zu lesen, der Inhalt wirkt aber noch immer nach. Die Autorin hat sich mit leisen Worten doch tief unter meine Haut geschlichen.
5 Sterne von mir und ich bin gespannt, was wir von Monika Kim noch erwarten dürfen.