Cover & Klappentext
So einfach das Cover auch sein mag, passt es doch zur Story. Schnörkellos. Aussagekräftig.
Allerdings war es die Autorin, die meine Aufmerksamkeit geweckt hat. The Tearsmith ist mir ziemlich unter die Haut gegangen.
Der Klappentext hat eine Saite in mir berührt. Diesem Schwingen konnte ich mich nicht entziehen.
Meinung
Ivy wächst in einer kleinen Ortschaft Kanadas auf. Um sie herum nichts als unberührte Natur. Sie liebt die Stille, den Frieden, der aber jäh zu Ende geht, als ihr Vater stirbt. Kurz darauf findet sie sich an der Küste Kaliforniens wieder, in dem Zuhause ihres Patenonkels John, der dort mit seinem Sohn Mason lebt.
Doch sosehr John sie willkommen heißt, Mason zeigt ihr mit jeder Geste und Handlung seine Abneigung. Trotzdem scheinen seine wunderschönen, aber eiskalten Augen sie überall zu verfolgen.
Während Ivys Herz beginnt, schneller zu schlagen, wenn sie Mason erblickt, droht ein altes Geheimnis aus der Vergangenheit, ihr Leben endgültig ins Chaos zu stürzen.
Ivy, so introvertiert und wortkarg sie auch sein mag, leiht der Story ihr Stimme. Also setzt die Autorin auch hier auf die leisen Töne, die deshalb aber keineswegs untergehen.
Erstaunlicherweise ist dieses Buch vor The Tearsmith entstanden, wurde aber später veröffentlicht. Vielleicht konnte ich deshalb einige Parallelen entdecken, die sich jedoch weder in der Handlung noch in den Charakteren wiederfinden. Es ist eher ein gewisses Gefühl, was transportiert wird, sowie eine offenkundige Abneigung, die Zuneigung kaschiert, und das Besondere im Wesen.
Ivy, so blass wie der Schnee im tiefsten Kanadas, ist zurückhaltend. Nach dem Tod ihres geliebten Vaters bricht ihre Welt auseinander, was auch nicht besser wird, als sie in Kalifornien ankommt, inmitten der Menschenmassen und der Hitze. Diese Art Kulturschock wurde toll dargestellt. Die Autorin hat einfach ein Talent, mit ihren Worten selbst die zartesten Emotionen zu transportieren.
Der Einstieg hat mir gefallen. Im Prinzip war ich Ivy sofort verfallen, und das hat sich auch während der gesamten Geschichte nicht geändert.
Ihr schwieriger Start aufgrund ihres außergewöhnlichen Äußeren, selbst ins Kanada, scheint sich an der Schule in Kalifornien fortzusetzen. Dazu kommt Mason, der ihr das Leben schwermacht.
Obwohl diese Art von Geschichte schon sehr oft erzählt wurde, konnte sie im Endeffekt punkten. Dabei war ich, als das Geschehen sich etwas entfaltet hatte, ein wenig enttäuscht. Denn im Prinzip läuft der gängige Inhalt nach Schema F ab, ohne Überraschungen. Einfach vorhersehbar.
Das war hier nur zum Teil der Fall. Oberflächlich gesehen ist das Aufeinandertreffen von Ivy und Mason, sowie ihre beginnende Zuneigung nicht neu. Aber die Extras sind es. Ivy ist es.
Ihr Wesen hat mich einfach derart überzeugt, dass ich darüber hinwegsehen konnte. Zumal die Autorin hier klar versucht hat, die Grundstruktur zu durchbrechen, was ihr auch bis zu einem gewissen Grad gelungen ist.
Der Schreibstil ist sehr ansprechend. Er bringt etwas Individuelles mit, was aber nur dezent zum Vorschein kommt. Dabei könnte er, wenn die Autorin ihr Potenzial voll ausgeschöpft hat, jeder Geschichte das besondere Etwas verleihen. Und genau das fehlt mir hier noch. Ja, ich wurde unglaublich berührt, musste auch die ein oder andere Träne vergießen, und fand das Ende, weil es keineswegs abrupt über einen hereinbricht, sodass man das Gefühl hat, aus der Geschichte geschmissen zu werden, einfach nur heilend. Aber es könnte noch ein klein wenig mehr sein.
Die Story ist keineswegs nur einfache Unterhaltung. Man findet sich in ihr wieder, fühlt sich angesprochen und nimmt etwas mit.
Fazit
Wer The Tearsmith bereits kennt und liebt, darf sich diese Geschichte nicht entgehen lassen. Sie brilliert mit Ungewöhnlichkeit, mit Andersartigkeit, mit Tiefgründigkeit, und berührt jedes Herz. Die Beschreibungen der unberührten Landschaft Kanadas lässt Fernweh aufkommen, sodass man sich in den Seiten verliert.
Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.