Das Hotel »Zum alten Forsthaus« im Schwarzwald ist ein Ort des Verfalls und zugleich ein Spiegelbild der Familie, die daran festhält. Lisa, die Tochter des Besitzers, trägt die Verantwortung, wird jedoch weder vom Vater Carl noch von ihrem Ehemann Simon wirklich wahrgenommen. In dieses fragile Gefüge tritt plötzlich Daniela, eine Fremde, die zunächst schutzbedürftig wirkt, dann jedoch Stück für Stück das Leben aller ins Wanken bringt.
Kristina Hauff versteht es meisterhaft, psychologische Spannung mit einer dichten, atmosphärischen Erzählweise zu verbinden. Der Schwarzwald ist dabei weit mehr als bloße Kulisse: Bedrohlich, geheimnisvoll und gleichzeitig vertraut, spiegelt er die innere Zerrissenheit der Figuren wider. Besonders eindrucksvoll sind die Perspektivwechsel, die den Lesenden verschiedene Blickwinkel eröffnen und gleichzeitig vieles im Unklaren lassen, was die Spannung zusätzlich verstärkt.
Für mich war Schattengrün ein absolut fesselndes Leseerlebnis. Die Figuren sind lebendig und vielschichtig gezeichnet, die Handlung packend konstruiert, und die dichte Atmosphäre hat mich vollständig in die Geschichte hineingezogen. Der Roman wirkt über das Lesen hinaus nach, weil er nicht nur von einem familiären Drama erzählt, sondern auch gesellschaftliche und ökologische Fragen aufgreift. Genau diese Mischung aus Spannung, Atmosphäre und Tiefgang hat mich überzeugt und deshalb vergebe ich fünf Sterne.