Westerland auf Sylt, 1931: So unterschiedlich wie Ebbe und Flut, aber dennoch ohne einander nicht vorstellbar, so sind die Schwestern Clara und Jella. Verstimmt hat Jella vor zehn Jahren ihrer Heimat Sylt den Rücken gekehrt, um nun an Mutters Sterbebett zurückzukommen. Während sie in Berlin als Tänzerin aufgetreten ist, hat die jüngere Clara den Bürgermeister geheiratet, im Familienrestaurant mitgearbeitet und schließlich die Mutter gepflegt. Deren letzter Wunsch allerdings scheint unerfüllbar, sollen die Schwestern doch gemeinsam das Nobelrestaurant Strandperle weiterführen. Die eine möchte einen Nachtclub gründen, die andere ein Büchercafé einrichten wer wird sich durchsetzen? Oder wirft die Weltwirtschaftskrise ohnehin alle Pläne über den Haufen?
Mit viel Liebe zum Detail und akribischen Feinheiten zur Geschichte Sylts geht es knapp hundert Jahre zurück in der Zeitrechnung. 1931, ein Sommer, von dem man sich viel verspricht, eine Weltwirtschaftskrise, deren Vorboten nicht von allen ernst genommen werden. Mittendrinnen begegnen wir Clara und Jella Jansen und deren schwerkranker Mutter Hedda. Alle drei haben höchst unterschiedliche Wünsche, den gemeinsamen Nenner findet man nicht einmal dann, wenn es um das Fest zum 50jährigen Jubiläum der Strandperle geht. Clara will etwas Traditionelles, Jella eine ausgelassene Party und Hedda fürchtet sowieso, den Tag gar nicht mehr zu erleben.
Malerische Bilder von Sylt umgeben die bestens charakterisierten Figuren dieses Romans. Clara entspricht voll und ganz dem Weltbild einer braven Ehefrau, die sich über einen Haushalt mit Toaster, Bügeleisen und elektrischem Gänserupfer (!) freut und kaum auf die Idee kommt, dass ihr Mann ihr nicht nur Materielles, sondern auch so etwas Abstraktes wie Liebe schenken könnte. Ganz anders denkt Jella, sie tanzt und feiert bis spät in die Nacht und möchte sich keinesfalls an einen Ehemann binden. Auf humorvolle Art und Weise bringt uns Sina Beerwald die beiden Schwestern näher, aber auch das engere familiäre Umfeld und den Jugendfreund Marius, der offenbar von beiden Damen entzückt ist. Viel zu schnell vergeht der aufregende Sommer auf Sylt und es bleiben noch Fragen offen.
Mit historischen Persönlichkeiten wie Hans Albers oder Marlene Dietrich auf Sylt, das hat schon was. Zudem hat mich die Geschichte der beiden Schwestern bestens unterhalten. Bald erscheint die Fortsetzung Stürmische Tage, auf die ich mich jetzt schon freue. Leseempfehlung.