Ich kenne die Autorin bereits und habe schon einige Thriller von ihr gelesen, aber da ich auch sehr gerne historische Romane lese, die mich in die Vergangenheit führen und etwas dazulernen lassen, war ich sehr gespannt auf dieses neue Buch von ihr. Ich habe eine unglaublich mitreißende und berührende Geschichte erhalten und wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen, bis ich am Ende angekommen war!
Inhaltlich führt die Geschichte den Leser ins Jahr 2014. Ein Winter in Brügge. Auf dem Kopfsteinpflaster, den Kanälen und den alten Fassaden haucht der Frost seinen Atem. Die Stadt schweigt. Juna auch. Sie ist erschöpft. Ein Burn-out, sagen die Ärzte. Ein Zusammenbruch, sagt Juna. Alles um sie herum ist still. Das Jetzt: kalt und unbewegt. Um sich nicht zu verlieren, beginnt sie, als ehrenamtlicher Buddy zu arbeiten. So trifft sie Vincent Molen, einen alten Mann, wortkarg und verschlossen. Ihre Begegnungen sind flüchtig: ein Spaziergang, eine Tasse Tee, ein paar brüchige Worte. Doch die Stille zwischen ihnen ist dicht und allmählich entsteht eine leise Verbindung: ein Blick, ein vergilbtes Foto, ein Satz, der bleibt. Mit jedem Ausflug wächst Junas Zuneigung für Vincent. Während sie ihm zuhört, entfaltet sich Stück für Stück Vincents Leben, das von Mut geprägt, von Verlust gezeichnet und von einer großen Liebe getragen ist. Etwas in seiner Geschichte ruft auch in Juna Erinnerungen wach. Sie spürt, dass da noch mehr ist. Etwas Ungesagtes, ein Schatten in seinem Blick. Eine Wahrheit, die ans Licht will.
In die Handlung habe ich ohne Probleme hineingefunden, denn der Schreibstil ist leicht zu lesen, ohne viel Geschnörkel. Ausserdem ist er sehr bildlich und lebendig , sodass ich alles vor meinen inneren Augen sehen und richtig miterleben konnte. Bei diesem Buch hat sich ein wunderbarer Lesefluss gegeben, so dass die Seiten nur so dahingeflogen sind und durch die beiden unterschiedlichen Zeitstränge bleibt die Handlung interessant und abwechslungreich.
In der Gegenwart erfahren wir die Geschichte aus Sicht von Juna und in der Vergangenheit aus der Sicht von Vincent und Esther. Dabei ist mir vor allem Esther unglaublich ans Herz gewachsen und ihre Geschichte macht so traurig und bewegt einen, zeigt aber auch gleichzeitig Stärke, Mut und eine tiefe Hilfsbereitschaft von einzelnen Personen. Auch Juna wurde interessant beschrieben mit ihrem Burn-out aber vorallem fand ich auch das Leben von Vincent interessant und wie er mit der Vergangenheit umgegangen ist.
Die Geschichte um Juna war immer interessant zu lesen, aber die Handlung in der Vergangenheit hat mich noch einen Tick mehr mitgerissen. Es gab sehr berückende und heftige Passagen, die mir das Grauen der damaligen Zeit nahe gebracht haben. Man hat in der Geschichte viel emotionales und berührendes da sie das Leid zeigt, aber auch Stärke, Mut und den Glauben an das Gute, und wenn es nur im Kleinen ist. Ich habe einiges dazulernen dürfen und habe vorallem mitgebangt und mitgelitten. Zudem war die Liebesgeschichte von Esther und Vincent einfach nur leise, aber emotional und unglaublich ergreifend. Ein tolles Buch, das mich immer wieder berühren konnte und mich mitgerissen hat. Ich bin nun auf weitere historische Romane der Autorin sehr gespannt und vergebe 5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung