Von Anne Stern kenne ich die Romane um die Hebamme Hulda Gold, die mir sehr gut gefallen haben.
Auch Lou, die mit ihrer Leica durch das zerstörte Berlin streift und besondere Momente einfängt, ist eine unabhängige, eigenwillige Frau. Als sie durch eine Aufnahme, die sie gemacht hat, in einen Kriminalfall involviert wird, lernt sie den Kriminalbeamten Alfred König kennen. Auch in dieser Romanfigur schimmern Parallelen zu Karl North, dem immer wieder kehrenden Kommissar der Hebammen-Reihe durch: eigenbrötlerisch und mit einem Geheimnis behaftet.
Mich nahm aber weniger der geschilderte Kriminalfall gefangen, obwohl dieser spannend geschildert ist und mich durchaus in seinen Bann zog. Viel interessanter finde ich die Schilderung Berlins zu einer Zeit, die heute fast unvorstellbar ist. Wir kennen die Bilder der durch Krieg zerstörten, dem Erdboden fast gleichgemachter Städte im Gazastreifen und in Syrien, können uns aber kaum ein Bild davon machen, wie es ist, unter solchen Umständen, in solchen Ruinen zu leben.
Das hat Anne Stern nicht nur unwahrscheinlich gut recherchiert, sondern auch geschildert. Allein dies macht das Buch lesenswert, es ist reine Historie, in die ein guter Krimi eingebettet ist.
Allen, die nicht nur eine spannende Story sondern auch einen interessanten Hintergrund dazu haben möchten, kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen.
Ich freue mich schon auf den nächsten Band dieser beginnenden Serie!