Martin Walser kann man mögen oder auch nicht. Wie jeder Autor polarisiert er. Ich gebe zu, Martin Walser war nie mein Lieblingsautor, nicht erst seit dem fast rechtspopulistischen Buch "Tod eines Kritikers". Ich erkenne sehr wohl die literarischen Qualitäten eines fliehenden Pferdes oder eines springenden Brunnens und will sie nicht klein reden. Aber Martin Walser berührt mich nicht, seine Werke sind mir nicht Rat und Lehre, sie kosten mich nur Zeit. "Ein liebender Mann" kam als Vorabexemplar, solo verpackt. Aufwendig, wie es nur für wenige, auserlesene Titel geschieht. Begleitet von einem Schreiben des Rowohltverlegers Fest, der dieses Buch zum 100. Geburtstag des Verlages mit den größten Werken der Verlagsgeschichte gleichsetzte und es auf eine Ebene mit "Lotte in Weimar" von Thomas Mann stellte. Oha, oha! Mein lieber Herr Fest, hier irrten Sie bereits im Anschreiben. Denn was dem Zauberer TM mit Leichtigkeit von der Hand ging, nämlich ein fiktives Buch über Goethe zu schreiben, will dem Zauberlehrling Martin Walser nicht gelingen. Dabei gebe ich gerne zu, dass mich der erste von drei Teilen kurze Zeit darüber hat nachdenken lassen, den kompletten Walser nochmal zu lesen, ihm eine zweite Chance zu geben; - so bezaubernd fand ich diesen. Wundervolle Sprache, schöne Bilder, besser als alles, was Walser je geschrieben hat. Ein großes Alterswerk vielleicht? Leider nein, Herr Fest, leider nein! Denn Teil zwei und drei wiederholen nicht nur in endloser Manier das bereits Gelesene, sie verflachen immer mehr und gipfeln am Ende in einem Satz, dessen Trivialität nicht mehr zu überbieten ist und der einem Literaturneuling von jedem guten Lektor kommentarlos gestrichen worden wäre. Man möchte ihn anmarkern, diesen letzten Satz des Romans (nicht der dann noch folgenden biographischen Notiz), nein, den letzten Satz des Romans und nach Deutschlehrer-Art mit einem großen roten "A" für schlechten Ausdruck kennzeichnen. Martin Walser ist ein Buch gelungen, dass die erotischen Phantasien eines alten Mannes in Endlosschleife darstellt und kein Alterswerk, wie Goethes Faust II, Fontanes Stechlin oder Thomas Manns Dr. Faustus. Am Ende bleibt nur ein Zitat Konrad Adenauers: "Auf den (hier: M. Walser) ist auch kein Verlass mehr, der ist schon zu alt geworden."