Sie heißt Laura Gottberg, eine Frau in den Dreißigern und im Hauptberuf Kommissarin bei der Münchner Kriminalpolizei. Er heißt Angelo Guerrini, ist 49 Jahre alt und lebt in Siena. "Er liebte Siena, war stolz auf die Geschichte der Stadt - immerhin hatten seine Vorfahren es bereits im Mittelalter geschafft, eine Art Demokratie zu entwickeln."
Nach zehn Jahren Polizeidienst in Florenz ist er richtig froh darüber, wieder in die Provinz zurückversetzt worden zu sein. Die Überheblichkeit und die Korruption in Florenz waren ihm, dem politisch eher links stehenden, bewussten Bürger, immer suspekt gewesen.
Sie ist die Tochter eines engagierten Staatsanwaltes, der in seiner aktiven Zeit nach dem Krieg zahlreiche Richter und Anwälte mit NSDAP-Vergangenheit zu Fall gebracht und von dem seine Tochter Laura eine ganze Menge unabhängiges Denken, politisches Bewusstsein und Gerechtigkeitsempfinden geerbt hat. Oft bespricht sie ihre Fälle mit ihrem Vater und besonders ihren aktuellen Fall in München, wo es um den Tod eines ehemaligen NS-Blockwartes namens Dobler geht, beschäftigt beide sehr.
Doch plötzlich wird sie von Guerrini nach Siena gerufen, er braucht deutsche Amtshilfe innerhalb der EU, nicht nur, weil er nach seiner deutschen Freundin Sehnsucht hat, sondern auch, weil er ihre professionelle Unterstützung bei der Aufklärung eines ungeklärten Todesfalles eines deutschen, schon lange in Siena lebenden Schriftstellers namens Giorgio Altlander braucht.
Felicitas Mayall hat ihre Reihe, das vorliegende Buch ist der vierte Band, so angelegt, daß die beiden Protagonisten, obwohl weit voneinander entfernt lebend, immer wieder für einige Wochen zusammen sein können und das Berufs- und Privatleben perfekt kombinieren. Ihr gelingt es dabei sowohl deutsche Zustände und Befindlichkeiten einzufügen und trefflich zu beschreiben, als auch italienische. Ihre Bücher sind gut und locker geschrieben, sie bleiben nicht an der Oberfläche, sondern suchen nach historischen Bezügen und sind daher nicht nur als Krimis interessant.
Im vorliegenden Fall verschafft der Tod des Schriftstellers Giorgio Altlander der Autorin die Möglichkeit, zurückzugehen in die siebziger Jahre, die in Italien wie in Deutschland geprägt waren von linkem Terror (RAF und Brigate Rosse) als einer besonders ungeeigneten und lebensfeindlichen, ja kriminellen Form der Auseinandersetzung mit den jeweiligen faschistischen Systemen Mussolinis und Hitlers.
So ganz nebenbei erfährt man viel über Siena, seine Geschichte und Kultur und gegessen und getrunken wird auch nicht schlecht.
Eine Krimireihe, die man weiter verfolgen sollten. Sehr empfehlenswert.