Schon die Idee der Story, dass in einem amischen Dorf gemordet wird und man so diese Religion näher kennenlernt, ist absolut faszinierend. Bis kurz vor Schluss ist sich der Leser nicht sicher, wer der wahre Mörder ist und es erwarten einen immer wieder Überraschungen im Handlungsverlauf, die für Spannung und einen sehr guten Lesefluss sorgen. Die einzelnen Charaktere erscheinen recht sympathisch, bleiben aber doch nur vage umzeichnet, sodass man höchstens von Kate Burkholder und John Tomasetti, ein zweiter Ermittler mit eigenen Problemen, mehr erfährt. Das ist einerseits schade, tut der gesamten Geschichte allerdings keinen Abbruch. Denn auch so kann man sich sehr schnell in alles hineinfinden und fühlt sich wie inmitten des Geschehens. Die Handlungen der einzelnen Figuren erscheinen realistisch und nachvollziehbar, sind also nicht vollkommen abgehoben und überdreht. Die Autorin Linda Castillo schreibt mal aus der Ich-Perspektive, die dann Kate Burkholder entspricht, und verwendet dann wieder den personalen Erzähler, der in dem Fall meistens auf eine Geschichte Tomasettis verweist. Der Thriller an sich ist stringent geschrieben, ohne vom Wesentlichen abzuschweifen, sodass keine Längen entstehen und der Lesefluss ungehemmt bleibt. Da es sich hierbei um den zweiten Teil einer Reihe handelt, der allerdings auch ohne Vorkenntnis des ersten gelesen werden kann, kommen immer wieder Verweise auf das erste Buch. Manchmal muss man zwar etwas warten, bis sich auflöst, um was es gerade geht bzw. was vor zehn Monaten geschehen ist, aber man wird nie im Nebel stehen gelassen. Alles in allem ist der Thriller durchaus gelungen, vor allem weil die Spannung durchweg auf einem guten Niveau bleibt. Dieser Thriller ist jedenfalls nichts für Zartbesaitete, denn die Gewalt, die dort aufgeführt wird, wird bis ins kleinste Detail erläutert und man kann es fast bildlich sehen. Sehr betroffen war ich von der Tatsache, daß wirklich alle den Tod gefunden haben, auch das jüngste Kind der Familie, noch ein Baby. Erschossen durch den Rücken der Mutter hindurch. Wer da nicht schlucken muss ist echt abgebrüht. Auch die Foltermethoden der beiden jungen Mädchen in der Scheune haben mir einen echten Schauer über den Rücken jagen lassen. Ich war teilweise regelrecht angeekelt, entsetzt, aber dennoch fasziniert. Einmal angefangen, konnte ich nicht aufhören zu Lesen. So gefesselt von einem Buch war ich schon lange nicht mehr und das will schon was heißen, denn ich lese wirklich sehr, sehr viel und gerne. Thriller gehören normalerweise nicht zu meiner bevorzugten Genre, aber die Leseprobe war so ansprechend, daß ich unbedingt wissen wollte, was war geschehen, wie geht es weiter? Das Buch direkt nach Erscheinung anzufordern, war also eine sehr gute Entscheidung!
Von mir gibt es eine echte Leseempfehlung! Ich war schockiert, fasziniert und wirklich betroffen! Für mich ein echt spannendes Lesevergnügen (wobei Lesevergnügen bei soviel Grausamkeiten ein wirklich komisches Wort ist!) mit einem Buch, welches wirklich schwer aus der Hand zu legen war!