Harry Angstrom ist angekommen. Er war eigentlich zeitlebens für das Dasein eines Rentners prädestiniert. Das Streben nach Erfolg war nie seine Sache. Als Familienoberhaupt eher eine Fehlbesetzung. Und die Frauen in seinem Leben werden sich eher skeptisch über ihn als Liebhaber äußern. Verlässlich war er nie. Wie haben wir seine Schwächen geliebt. Dabei hat er alles versucht, sich Mühe gegeben zurechtzukommen. Nun mit 55 in Florida gestrandet erwartet ihn der Tod, so daß er nicht mal sein Rentnerdasein richtig hinbekommt, und selbst das, was er sich durch all die Jahre bewahrt hat, auch noch zerstört, indem er mit der Schwiegertochter schläft. Mit Rabbit sind wir durch die amerikanische Geschichte gewandert. Alle Probleme zog er auf sich, egal ob Vietnamkrieg, Drogen, AIDS, Wirtschaftskrise Updike hielt seinen Blick auf den Mittelstand gerichtet. Geld haben sie genug, aber sie wissen nicht, wie sich ein Leben anfühlen sollte. Nun ist Rabbit dick geworden, hat die verblassten Träume mit Hilfe von Junk-Food in Kalorien umgewandelt. Was uns Rabbit so zum Freund gemacht hat, war die Sehnsucht, die ihm in allen Phasen seines Lebens geblieben ist. Daß sie ausgerechnet im Paradies Florida endet, indem die verstopften Arterien nicht mehr spielen, ist tragisch, aber Updike weiß, wo er seine Figuren sterben lassen muß. Melancholisch gestimmt schlägt man den Roman zu, so als hätte man einen Freund verloren. Updike sicher. Er wird seinen Rabbit in den Jahren danach vermißt haben. Ein großer Roman, der das Niveau seiner Vorgänger hält und ungeschminkt ehrlich ist.