Erinnerungen sind oft ein Spiel, gefärbt von demjenigen, der sich erinnern will. Seine persönliche Sicht prägt jedes Ereignis darin. Man sollte bei diesem Stück nie vergessen, dass Tom Wingfield vor etwas geflüchtet ist, wenn er in seiner Erinnerung zu seiner Familie nach St. Louis zurückkehrt. Eine Familie, in der jeder auf seine Weise, den ärmlichen Verhältnissen zu entfliehen sucht, in der Tom durch seine Arbeit den Vater ersetzt, zum Familienoberhaupt einer Familie erkoren ist, die er sich selbst nicht ausgesucht hat, an die er durch die Geburt gebunden ist. Seien es die Südstaaten der Mutter, sei es, dass Tom sich als Dichter sieht, oder Laura sich in die Glasmenagerie zurückzieht. Sie flüchten vor dem da draußen, vor sich selbst und den anderen in der Familie. Das Leben ist nur so zu ertragen. Kein Wunder, dass ein Außenstehender alles durcheinander bringt, wenn er in dieses Arrangement bricht. Plötzlich keimt Hoffnung auf, die Mutter sieht bessere Zeiten anbrechen, die Tochter ist womöglich verliebt, weil sie schon in der Schule für Jim geschwärmt hat. Geblasenes Glas. Schön für die Vitrine, bei allzu häufigem Gebrauch äußerst fragil. Dass am Ende all das wie das Einhorn zerbricht, veranlasst Tom dazu, wie sein Vater das Weite zu suchen. Zu filigran ist das Spinnennetz gestrickt, in der sich die Welt seiner Familie verfängt, weil sie nicht so sein darf, wie sie ist. Arm und hoffnungslos. Da flüchtet man lieber in seine Träume und baut sich eine Welt auf, wie sie sein sollte. Interessant wäre die Frage zu beantworten, inwieweit Toms Erinnerungen sich so eingefärbt haben, damit er den Ballast loswurde, sich wie sein Vater davonmachen konnte. Tennessee Williams wird uns das nicht beantworten.