Dieser Band bietet eine zusammenfassende Darstellung von Theorien und Untersuchungsergebnissen zur politischen Sozialisation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt bei der Entwicklung von sozialen Orientierungen, die - scheinbar unpolitisch - doch für politisches Handeln bedeutsam sind, z. B. moralische Autonomie und moralisches Urteilsvermögen, Unterordnungsbereitschaft, Dominanz und Aggression. Derartige Einstellungen werden vom Kind im Rahmen enger sozialer Beziehungen erworben, unter denen die Bindungen innerhalb der Familie von besonderer Bedeutung sind. In der Adoleszenz treten Gleichaltrigenbeziehungen und die eigenen politischen Vorstellungen der Jugendlichen hinzu, ohne dass die Herkunftsfamilie an Bedeutung verliert.
Soziale Beziehungen stehen nicht im luftleeren Raum, sondern sind in sozialstrukturelle Kontexte eingebettet. Dementsprechend spielen Ungleichheiten des Geschlechter-Verhältnisses, der Schichtung und der Ausbildung eine wichtige Rolle für ungleiche Verläufe politischer Sozialisation. Sie tragen damit zu ungleicher politischer Beteiligung bei und fordern demokratische Gleichheitsprinzipien heraus.
Der vorliegende interdisziplinär angelegte Band führt Befunde der Psychologie (Entwicklungs- und Sozialpsychologie, Bindungsforschung), der Soziologie, Politikwissenschaft und der erziehungswissenschaftlichen Jugendforschung zusammen.
Inhaltsverzeichnis
1;Inhalt ;6 2;Einleitung ;8 3;1. Politische Sozialisation -Begriff und Theorieentwicklung;12 4;2. Latente politische Sozialisation in derFamilie: die Traditionder Autoritarismus-Forschung;24 4.1;2.1 Die Untersuchungen zur autoritärenPersönlichkeit: historischer Hintergrund, zentraleAnnahmen, methodisches Vorgehen;24 4.2;2.2 Aktueller Forschungsstand und Kontroversen zurpolitischen Relevanz der Familie;28 4.3;2.3 Familie, Gewissensentwicklung und autoritäresSyndrom;33 5;3. Attachment-Forschung und politischeSozialisation;52 5.1;3.1 Einführende Informationen zum Ansatz derAttachment-Forschung;53 5.2;3.2 Bindungsrepräsentationen im Erwachsenenalter;56 5.3;3.3 Bindungsrepräsentationen und politischeOrientierungen;61 6;4. Politische Identitätsbildung alsEntwicklungsaufgabe der Adoleszenz;80 6.1;4.1 Bezugstheorien politischer Entwicklung in derAdoleszenz;80 6.2;4.2 Politische Beteiligung und politische Identitätsbildungals Entwicklungsaufgabe im Jugendalter;86 6.3;4.3 Die Balance von Identifikation mitden Prinzipien der Demokratie und Kritik alsEntwicklungsaufgabe;92 6.4;4.4 Die Entstehung der Parteibindung alsEntwicklungsaufgabe;100 7;5. Moralische Entwicklung und politischeSozialisation in der Adoleszenz;106 7.1;5.1 Zum Verhältnis von Politik und Moral;106 7.2;5.2 Moralische Entwicklung und politischeSozialisation;109 7.3;5.3 Adoleszenzkrise, Moralentwicklung und politischeOrientierungen - die Untersuchungen Döberts undNunner-Winklers;121 8;6. Eltern und Gleichaltrige als Instanzenpolitischer Sozialisation im Jugendalter;134 8.1;6.1 Herkunftsfamilie und manifeste politischeSozialisation in der Adoleszenz;135 8.2;6.2 Kommunikation, Emotionen und politischeOrientierungen;146 8.3;6.3 Die Rolle der Gleichaltrigen in der politischen Sozialisation;155 9;7. Soziale Ungleichheit und politischeSozialisation;166 9.1;7.1 Politische Beteiligung und Geschlechterverhältnis;166 9.2;7.2 Sozioökonomischer Herkunftsstatus und politischeSozialisation;182 9.3;7.3 Ungleichheit der Bildung u
nd politischeSozialisation;190 10;8. Schluß;199 11;Literatur;202