Zum Inhalt
Toni Murphy hat die meiste Zeit ihres jungen Lebens im Knast verbracht. Sie wird beschuldigt und verurteilt, ihre jüngere Schwester Nicole gemeinschaftlich mit ihrem Freund Ryan nachts am See erschlagen zu haben. Ihr rebellisches Leben und die sich in letzter Zeit häufenden Streitereien mit ihrer Schwester sowie die Tatsache, zum Todeszeitpunkt völlig stonend gewesen zu sein, lassen sie selbst in den Augen ihrer Eltern als Mörderin dastehen. Die Revisionsanträge des Anwalts werden abgelehnt und schließlich geht den Eltern das Geld aus, ihn weiter zu bezahlen. Für Toni beginnt eine lange Durststrecke im Gefängnis, wo es niemanden interessiert ob sie unschuldig ist. Hier ist jeder schuldig.
Meine Meinung
Das Buch ist in der Ich-Form geschrieben, was es authentischer macht. Die Story geht unter die Haut, was man hinter dem recht harmlosen Cover nicht vermuten würde. In mehreren Zeitsprüngen - die Zeit vor dem Prozess, während der Einlieferung ins Frauengefängnis, die langen Jahre (17 Jahre!) darin und schließlich ihre Entlassung - wird ihr fortwährender Kampf beschreiben. Ihr Hass und ihre Wut auf alles und jeden. Von Anfang an ist klar, dass Toni keine Chance hat. In einem Kaff bei Vancouver, in dem jeder jeden zu kennen glaubt gibt es kaum eine Möglichkeit zu entkommen. Toni ist ein rebellischer Teenager der davon träumt, endlich die Highschool zu beenden, um mit ihrem Freund Ryan ein gemeinsames Leben führen zu können und allen zu zeigen, wie erwachsen sie ist. Sie fühlt sich unverstanden, von ihrer Mutter kontrolliert und in die Enge getrieben. Sie ist die böse, die sich einfach an keine Regeln halten kann. Ihre sechzehn jährige Schwester Nicole dagegen ist das nette Mädchen. In den Augen der anderen ist sie perfekt, gehorsam, eben das, was sich Eltern wünschen. Sie bringt die guten Noten nach Hause und fährt nicht diesen Konfrontationskurs wie Toni. Dabei ist es gerade sie, die auch ein anderes Gesicht hat, dass niemand kennt.
Toni wird seit der 9. Klasse in der Schule von Shauna und ihrer Mädchen Clique gemobbt, weil sie ihr angeblich Ryan ausgespannt hat. Dieser Hass hält über die Jahre an. Shauna provoziert Toni wo sie nur kann, manipuliert sie und andere und verbreitet üble Gerüchte. Sie führt einen psychologischen Rachefeldzug gegen Toni und sagt im Prozess gemeinsam mit ihrer Anhängerschaft gegen Toni aus - der sichere Weg, sie für Jahre von der Bildfläche zu wissen.
Im Knast lässt Toni all ihre Frustration heraus. Widersetzt sich den Wärtern und legt sich mit jedem an, egal wie viel Prügel sie einsteckt. Im Kampf ums Überleben wird sie zu dem, was alle von ihr erwarten: Eine Verbrecherin. Die Hoffnungslosigkeit lässt sie hart und unbeugsam werden. Sie traut nichts und niemanden und bricht schließlich alle Kontakte ab, selbst zu Rayn. Dann kommt der Wandel. Sie nimmt an Therapieprogrammen teil und was das Gefängnis sonst noch zu bieten hat. Doch inzwischen hat sie Angst vor dem Leben in Freiheit und ihr wird schnell klar, dass sich nichts geändert hat.
Habe lange nicht mehr einen so spannenden Thriller gelesen, hart und schonungslos. Der Titel besagt alles - Schuldig, für immer - und das gilt nicht nur für Toni sondern für ihr gesamtes Umfeld, dass sie verurteilt.