Es gibt so vieles was ich an Vicious mochte und nahezu alles wurde verkehrt umgesetzt in diesem zweiten Band.
Marcella, welche eine Hauptrolle im Buch einnimmt, ist ein eindimensionaler Charakter, welcher mit bloßen Machtgier als Antrieb überhaupt nicht in die wesentlich differenziertere Welt von Victor und Eli passt. Ihre Dialoge, die schrecklich vorhersehbar sind, ihre Aktionen die das ebensosehr sind. Marcella wirkt, sobald man das Buch gelesen hat, wie ein bloßes Mittel um die Geschichte in die gewollte Richtung zu lenken. Und wie oft muss man denn darauf hinweisen, dass sie unheimlich schön ist. Nach dem zehnten Mal hat man es dann ja wohl für immer im Gedächtnis verankert. Schade um die Kapitel die auf sie verschwendet wurden.
June eine weitere Erweiterung in der Reihe der Protagonisten macht zunächst einen geheimnisvollen Eindruck, bis schließlich klar wird, dass sie nur offene Fragen stehen lässt, die nie beantwortet werden. Im Großen und ganzen ist sie dennoch ein akzeptabler Charakter.
Stell war anfangs enttäuschend, gegen Ende hin wuchs er dann so langsam in seine Rolle als EO Fänger hinein und konnte tatsächlich selbst Pläne schmieden und nicht nur auf seinen Jagdhund hören.
Victor war leider nicht allzu präsent, zu wenige der Kapitel setzten sich mit ihm auseinander und in Vengeful ist er ein bloßer Schatten des Victors, den man in Vicious kennenlernt. Seinen Handlungen passen nicht zu dem Bild, das er im ersten Buch abgibt. Er läuft herum und tötet aus fadenscheinigen Motiven, die nicht zu seiner rationalen Person passen.
Sydney & Mitch sind ebenso wie Victor zu kurz gekommen und spielen eine untergeordnete Rolle.
Eli hat als wohl einziger Charakter die angemessene Aufmerksamkeit bekommen und wurde vergleichsweise gut gehandhabt.
Und dann gibt es da noch Dr. Haverty, einen verrückten Wissenschaftler , der in nahezu jeder Hinsicht dem Stereotyp eines solchen entspricht und ähnlich wie Marcella nur dazu dient die Handlung in die gewüschten Bahnen zu lenken auch im Hinblick auf ein mögliches drittes Buch.
In Vicious gab es viele Zeitsprünge, diese bleiben in Vengeful erhalten. Während sie im ersten Buch aber recht ordentlich gehalten sind, ist das zweite Buch ein Musterbeispiel dafür wie man es nicht machen sollte. Es gibt mehr als 8 Erzählperspektiven und diese springen hin und her zwischen den unterschiedlichsten Zeitpunkten, manchmal ist etwas 2 Jahre her dann ein Jahr und plötzlich sind es wieder 5 Jahre und gleich danach 6 Wochen und dabei immer aus der Sicht der verschiedenen Charaktere. Es ist unmöglich in einem solchen Wirrwar von Zeitpunkten, Orten und Personen den Überblick zu behalten.
Dazu kommt, dass in Vengeful ewig keine Spannung aufkommt, erst nach mehr als 300 der 420 Seiten wird es so langsam interessant.
Das Ende ist dann zufriedenstellen, aber im Rückblick wird eben sehr deutlich, dass viele Charaktere nicht nur schrecklich uninteressant und eindimensional sind, sondern auch ein einfallsloser Weg um bestimmte Situationen zu erreichen.
Auch über die Grundlage der EO Kräfte wird nichts erzählt, dabei wäre dies dringend notwendig, wenn man das magische Erscheinen dieser nicht ohne eine erklärende Ursache akzeptieren möchte.
Alles in allem 2,0/5. Ich würde das Buch nicht empfehlen, besser man betrachtet Vicious als Einzeltitel und ignoriert dieses Fiasko.