"Ihr soziales Engagement aus christlicher Grundhaltung hat sie zur »Mystikerin der Straße« gemacht. Um die Person des kleinen Mönchs hat sie Erfahrungen und geistliche Anregungen versammelt, die zu jedem Christenmenschen passen. Die Texte sind zu einem geistlichen Schatz geworden, der aus ihrem Nachlass veröffentlicht wurde."
Der Weinberg, September 2020/09
"Aus dem Nachlass der »Mystikerin der Straße«
Revival: "Der kleine Mönch" von Madeleine Delbrel kommt ganz groß raus
Unter den Titeln, die in den Buchhandlungen bei "Spiritualität" abgestellt sind, gibt es einige Longseller. Manche von ihnen haben schon einige Jahre, ja Jahrzehnte auf dem Buckel, etwas C. S. Lewis "Dienstanweisungen für einen Unterteufel" oder "Der kleine Mönch" von Madeleine Delbrel. Letzterer erlebt gerade ein Revival, gleich mehrere akturelle Titel bringen die Sammlung von Aphorismen des fiktiven Alcide "neu gelesen" und in einem Fall auch neu übersetzt unters Volk.
Die "Gedankenblitze eines Gottsuchers" wie Annette Schleinzer ihre im Verlag Neue Stadt erschienene Neuübersetzung des Textes untertitelt, stammen aus dem Nachlass der französischen Schriftstellerin Madeleine Delbrel (1904-64). (. . .)
Die Delbrel-Spezialistin Schleinzer hat erstmals die vollständigen Texte anhand der Neuedition der französischen Gesamtausgabe übersetzt. Die angehängte "Einführung zu Alcide" gibt einen interessanten Eindruck vom Konzept Delbrels und zeigt Schriftproben und Zeichnungen der Autorin. (. . .)"
hebe, Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt, Nr. 13, 29. 03. 2020
Merk- und Marksätze
Schon zu ihren Lebzeiten machten die humorigen Merksätze der begnadeten Sozialarbeiterin Madeleine Delbrêl die Runde: Momentaufnahmen aus dem gelebten Alltag, diamantartig verdichtete Szenen und Schlüsselworte auf dem geistlichen Weg den Sprüchen alter Mönchsväter vergleichbar. Entsprechend sind sie einer fiktiven Mönchsgestalt namens Alcide in den Mund gelegt, in ihm kann und soll sich jeder Mensch angesprochen wissen. Annette Schleinzer übersetzt deshalb sehr treffend mit Gottsucher . Nicht zufällig nennt Madeleine Delbrêl die Intimität der Gottbegegnung Einsamkeit oder besser Allein sein (Mönch kommt von monachus was Einsamkeit/Innigkeit bedeutet). So ist eine Art spiritueller Comic entstanden, heiter und ernst, unterhaltsam und hintersinnig Fundstücke aus dem alltäglichen Christenleben, inspirativ und anstiftend. (. . .)
Annette Schleinzer übersetzt neu aus der kritischen französischen Gesamtausgabe, die die verschiedenen Textvarianten des Originals berücksichtigt. Sie lässt den Text für sich sprechen und begnügt sich mit wichtigen Informationen zu Anlass, Kontext und Textgeschichte. Wer also dem O-Ton Madeleine Delbrêls begegnen will, und das im Kontext ihres Lebens und Wirkens, ist deshalb gut beraten,
Annette Schleinzers Ausgabe zu wählen.
Delbrêls Alcide ist, wie sie in ihrem zweiten Vorwort selbst schreibt, in jedem von uns die ungeduldig drängende Liebe, die Gott da sucht, wo ihn der Glaube findet, wo aber das alltägliche Leben ihn verbirgt . Es sind also Merk- und Marksätze auf dem Weg der Gott- und Weltentdeckung, eiserne Rationen oder auch Schmankerl für unterwegs und ideal zum tagelangen Wiederkauen und Inwendiglernen wirklich ein Geschenk."
Gotthard Fuchs, Christ in der Gegenwart, Nr. 28/2020, S. 314