Carsten Sebastian Henn ist in der Krimiszene als Schöpfer des "kulinarischen Krimis" bekannt. Die Kriminalfälle sind sind zwischen Weingütern und Kochtöpfen angesiedelt. Der vorliegende Fall beschäftigt sich mit dem neuen Modegetränk Gin:
Benoît Lerchenfelds Leben hat schon bessere Zeiten gesehen. Seine Freundin Annika hat ihn verlassen und seine, auf Oldtimer spezialisierte Reparatuwerkstatt steht kurz vor der Pleite. Grund genug, eine Flasche Gin, die ihm sein Vater hinterlassen hat zu köpfen. Der Gin schmeckt außergewöhnlich und als das noch ein bekannter Barkeeper bestätigt, ist für Benoît, den alle nur Bene nennen, klar, dass dieses Getränk der Grundstein zu neuem Wohlstand sein muss. Also begibt er sich auf die Spuren des Vaters, die ihn nach Plymouth, in das Bead & Breakfast von Cathy Callaghan führen. Doch dort ist er nicht der einzige, der auf der Suche nach dem Rezept dieses phänomenalen Getränks ist.
Cathy Callaghan ist ebenfalls auf der Suche nach der Rezeptur des Gins. Wie es der Zufall, bzw. der Autor will, ist Benes Vaters bei seinen Aufenthalten in Plymouth immer dort abgestiegen und hat sich mit Cathys Vater angefreundet. Der Einstieg in Cathys Geschichte ist blutig: Sie findet in ihrem Garten die Leiche eines stadtbekannten Obdachlosen - erstochen. Die Ermittlungen leitet ausgerechnet jener Beamte, mit dem Cathys Familie seit Jahren im Clinch liegt. Will man Cathy etwas anhängen? Wenn ja, wer und vor allem warum?
Meine Meinung:
Der Krimi hat mich ein wenig zwiegspalten zurück gelassen. Zuerst dauert es (fast) ewig, bis Bene endlich in Plymouth eingetroffen ist. Das Geplänkel mit Annika hätte ruhig gestrafft werden können.
Dann unterbrechen die Auszüge aus Archie`s Tagebuch den Lesefluss mehrmals abrupt. Diese Infos, die durchaus interessant sind, hätten ein wenig subtiler den Leser nähergebracht werden können.
Gut gefallen mir die zum Gin passenden Sprüche bekannter Persönlichkeiten wie Mark Twain oder Dean Martin (obwohl ich beide eher der Whisky-Fraktion zugeordnet hätte).
Erst recht spät nimmt die Krimi-Handlung Fahrt auf. Dazu gibt es jede Menge eigenmächtige Schnüffeleien von Cathy und Bene, den rachsüchtigen Polizisten und allerlei zwielichtige Gestalten. Nicht zu vergessen Cathys Bruder Matt, ein schwerer Alkoholiker, der von Flasche zu Flasche lebt und ihr Onkel, der wieder zum Bürgermeister gewählt werden will und sehr auf seine weiße Weste bedacht ist. Schließlich taucht auch noch Benes Mutter auf, wozu eigentlich? Die familiären Verwicklungen sind undurchsichtig und zugleich ziemlich durchsichtig. Hier hat, so scheint es, jeder Dreck am Stecken, die Väter Callaghan und Lerchenfeld inklusive.
Hier kann man nur Arthur Schopenhauer zitieren: "Wer sich in Familie begibt, kommt darin um".
Der Schreibstil ist leicht zu lesen. Genau richtig für einen Urlaubskrimi. Allerdings wirken einige Szenen einfach zu konstruiert. An manchen Stellen wäre weniger, mehr gewesen.
Witzig finde ich, dass die Hunde königliche Namen tragen. Die skurrilen Pensionsgäste sind doch ein wenig zu schräg.
Das informative Glossar und die verschiedenen Rezepte im Anhang haben mich dann doch ein wenig versöhnt.
Fazit:
Ein netter Urlaubskrimi, der sich mit Gin beschäftigt. Also passend zum derzeitigen Hype um das neue, alte Lebenselixier. Mehr als 3 Sterne kann ich leider nicht vergeben.