Erzählt wird hier die faszinierende Lebensgeschichte der Kunstsammlerin und Mäzenin Peggy Guggenheim. Der Ton, die Art der Aufbereitung gefällt von Anfang an. Erzählt wird schlaglichtartig über zwei Zeitebenen: zum einen über die frühen 1940er Jahre - Flucht aus dem besetzten Frankreich nach New Yorck mit Hilfe des bekannten Journalisten Varian Fry - und zum anderen aus dem Venedig der späten 1950er Jahre.
Leah Hayden setzt Peggys Leben als Kunstsammlerin und Galeristin gekonnt in Szene: Es ist wie eine Sucht. Wenn ich ein Bild oder eine Skulptur sehe, die mir gefällt, muss ich sie einfach haben . Dabei hat die Autorin leichtes Spiel , denn natürlich sind die Künstler, Schriftsteller, Architekten, die ja Freunde, Liebhaber, Ehemänner waren, besonders in Peggys privatem Leben wichtig. Die Namen lesen sich wie aus dem who-is-who der Genres Avantgarde, Futurismus, Kubismus, Surrealismus:
Max Ernst, Marcel Duchamps, André Breton, Samuel Beckett, Jean Cocteau, Friedrich Kiesler. Pablo Picasso, Jackson Pollock, Salvador Dali, Wassily Kandinsky, Piet Mondrian, John Holmes ¿.. um ungeordnet nur einige aufzuzählen. Doch auch diese illustren supporting actors benötigen eine gute Erzählerin und Leah Hayden erfüllt diese Aufgabe jederzeit: Sie schreibt kitschfrei und spannend, kleine Cliffhanger am Ende der meist kurzen Kapitel sind punktgenau dort gesetzt, wo ich immer und unbedingt noch mehr erfahren will und daraus resultiert schnell ein Lesesog, dem ich mich nicht entziehen kann.
Und Haydens Miss Guggenheim regt weitergehend zur eigene Recherche an: Wie ging es mit den Akteuren / Künstlern weiter? Im Nachwort und in den Quellenangaben wird man dazu mit ersten Stichworten fündig. Ein virtueller Besuch der Kunstsammlung Peggy Guggenheim Collection / Palazzo Venier dei Leoni bietet sich an. Oder man geht nach Nennung im Buch vor und beginnt mit Max Ernsts Einkleidung der Braut . Apropos: In der Liebe hatte Peggy Guggenheim bei weitem nicht so viel Fortune wie als Sammlerin. Ihre beiden Ehen - mit dem Dadaisten Laurence Vail und dem Surrealisten Max Ernst - wurden geschieden, Affairen endeten unglücklich. Die Männer gingen, die Kunst blieb. Miss Guggenheim ist das gelungene, das interessante Buch dazu.