Und wieder darf man einen prächtigen Katalog in den Händen halten: Er begleitet eine Ausstellung von fast 80 Werken von Georges Braque , die vom Oktober 2020 bis Januar 2021 im Bucerius Kunst Forum in Hamburg zu sehen sein sollte, nun aber nur online wahrgenommen werden kann. Welch ein Verlust für den Museumsbesucher und welch eine Enttäuschung für die Macher der Ausstellung.
Sieben hochkarätige Fachleute aus Museen in London, Paris, Lille und Hamburg haben hier mitgewirkt und den Katalog dazu geliefert.
Georges Braque wurde 1882 in Argentieul geboren. Schon sein Vater und Großvater haben im Freien der Landschaftsmalerei gefrönt. So wird der junge Georges schon früh gefördert und kann an de École des Beaux-Arts in Le Havre studieren. Er freundet sich mit Raoul Dufy und Émile- Othon Friesz an.
Nach einjährigem Militärdienst 1901 widmet er sich nur noch der Kunst. Nach dem 1.Weltkrieg zeigt Alfred Flechtheim schon 1919 mehrere Werke des Künstlers! 1937 werden vielen Arbeiten in deutschen Museen als entartet beschlagnahmt. Doch zehn Jahre später kann er auch in Deutschland wieder ausstellen. 1955 nimmt er an der ersten documenta in Kassel teil. Er stirbt 1963 in Paris.
Der sorgfältig erarbeitete, reich bebilderte Katalog führt uns Entwicklung und Höhepunkte Braques` Malerei eindringlich vor Augen. Wir werden mit dem von ihm wesentlich mitgeprägtem Kubismus vertraut gemacht. Daneben verdanken wir dem Künstler zahlreiche Landschaftsbilder, die gleichemaßen dem Impressionismus, Kubismus und besonders dem Fauvismus zuzurechnen sind.
Ein besonderes Kapitel widmet sich seinen Entwürfen für das Ballett Salade, wohl eine Hommage an Braques eigenes musikalisches Talent, so der Untertitel "Tanz der Formen". Die im Katalog separat herausgestellte künstlerische Vollendung zeigt uns mehrere Darstellungen von Vögeln und Vogelpaaren,- schon abstrakt, die zum Eindrucksvollsten gehören, was in der modernen Kunst geschaffen wurde.
Der Rezensent ist glücklicher Besitzer mehrerer Grafiken des Künstlers aus dieser Zeit, die er als Student in den 1950er Jahren von der Galerie Maeght, Paris, erworben hat. Quelle steter Freude!
Karlheinz Schmiedel