",Frida, das Problem ist, dass man mit dir immer zu dritt ist. Und von diesen dreien gibt es nur dich und Diego.`"
Wie gerne wollte ich dieses Buch lieben! Vor allem, nachdem ich schon ein paar tolle Werke über Frida Kahlo gelesen und betrachtet habe. Aber vielleicht ist auch genau das der Punkt: Nämlich, dass jeder Autor in einem biografischen Roman den Protagonisten ein klein wenig anders darstellt und dabei andere Facetten ihres Lebens betont...
"Das Leben ist ein Fest" ist in verschiedene Fragmente von Fridas Lebenslauf und Alltag gegliedert und enthält einige Rückblenden. Häppchenweise berichtet die Autorin von Fridas toxischer Beziehung zum Künstler Diego Rivera, mit dem und ohne den sie sich nicht lebensfähig fühlt, von ausgelassenen Festen mit viel Tequila, von Fridas schwerem Unfall mit 18 Jahren, den zahlreichen OPs und Schmerzen, von ihren Bildern, die sie malt und schließlich sogar in New York und Paris ausstellen darf, und von den zahlreichen Männern und Frauen, mit denen sie verkehrt.
Frida mag es laut, aufregend, leidenschaftlich und bunt, trägt aber auch viel Schmerz und Leid in sich. All das bringt die Autorin auf jeden Fall gut zum Ausdruck!
Dass das Buch Kapitelüberschriften mit Farbbezeichnungen trägt, welche eine Verbindung zum Inhalt schaffen, finde ich ebenfalls eine wundervolle Idee!
Zunächst mochte ich auch den leicht poetischen Schreibstil der Autorin. Ja, er enthält wirklich einige wunderschöne, bewegende Sätze, die ich mir sofort herausgeschrieben habe!
Doch gleichzeitig waren mir zahlreiche Stellen zu vulgär geschildert (wobei ich da immer recht empfindlich bin). Auch ist die Rede davon, dass Frida sich lieber vergew*ltigen lassen würde, als die seelischen Schmerzen zu ertragen; zudem wird der Unfall an einer Stelle ¿Vergew*ltigung¿ genannt (da sich die Eisenstange beim Busunfall auch durch ihren Unterleib bohrte) ¿ solche Ausdrucksweisen, oder, wenn mit solch sensiblen Wörtern in dieser Art und Weise um sich geworfen wird, das lese ich einfach ungern. Aber vielleicht war Frida so, hat auch so gesprochen und es passte daher gut, das kann ich nicht beurteilen.
Mein Hauptkritikpunkt ist, dass das Buch mehr Tiefe vertragen hätte. Es schneidet viele Situationen aus Fridas Leben an. Verschiedene Begegnungen mit bekannteren Persönlichkeiten (z.B. Leo Trotzki, Picasso, Julien Levy, Nickolas Muray, usw.) werden thematisiert. Aber alles nur sehr kurz. Viel zu kurz, um dem Buch die nötige Tiefe zu verleihen. Dadurch konnte ich nicht allzu oft Gefühle zur Protagonistin aufbauen. Lediglich bei den Schilderungen über Fridas ständige Schmerzen, die OPs und den Unfall, habe ich sehr mit ihr mitgefühlt (was vielleicht aber auch mit dadurch bedingt ist, dass es hier persönliche Parallelen zwischen uns gibt).
Insgesamt stand mir das Begehren anderer Körper sowie die Beziehung zu Rivera etwas zu sehr im Vordergrund. Wobei Letzteres vermutlich bewusst erzeugt wurde, da sich Fridas Leben fast nur um Diego zu drehen schien.
Zu kurz kam mir der Bezug zur Kunst. Ja, es wurden immer wieder Kunstwerke von Frida beschrieben, aber mir war das nicht lebendig genug. Mir fehlte beim Lesen der Geruch von Farbe in der Nase und das Jucken in den Fingern, welches einen zum Pinsel greifen lässt.
FAZIT: Insgesamt wollte das Buch nicht so recht mit mir harmonieren. Ausdrucksweise und Fokus mochte ich nicht immer und durch die kurze, bruchstückhafte Erzählweise fehlte mir meistens die Tiefe, um mich Frida emotional anzunähern. Trotzdem waren immer wieder auch sehr schöne Sätze dabei.